Ukraine-Wahl Janukowitsch will Ergebnis "niemals" akzeptieren

Kiew (rpo). Während die ukrainische Opposition ausgelassen den Wahlsieg ihres Kandidaten Viktor Juschtschenko feiert, meldet die Nachrichtenagentur Interfax den Tod von Verkehrsminister Heorhij Kirpa. Er soll erschossen aufgefunden worden sein. Der bei der Stichwahl unterlegene Viktor Janukowitsch hat unterdessen vor Journalisten erklärt, er werde das Ergebnis beim Obersten Gerichtshof anfechten.

Ukraine: Wahl spaltet Land
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Kiew (rpo). Während die ukrainische Opposition ausgelassen den Wahlsieg ihres Kandidaten Viktor Juschtschenko feiert, meldet die Nachrichtenagentur Interfax den Tod von Verkehrsminister Heorhij Kirpa. Er soll erschossen aufgefunden worden sein. Der bei der Stichwahl unterlegene Viktor Janukowitsch hat unterdessen vor Journalisten erklärt, er werde das Ergebnis beim Obersten Gerichtshof anfechten.

Die russische Nachrichtenagentur zitierte den Pressesprecher des Verkehrsministers mit den Worten, der Leichnam sei am Montag in Kirpas Landhaus unweit der Hauptstadt Kiew entdeckt worden. Dagegen sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AP, Kirpa sei verwundet aufgefunden worden. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht in Erfahrung zu bringen.

Janukowitsch gibt nicht auf

Er werde niemals seine Niederlage eingestehen, weil bei der Abstimmung die Verfassung und die Menschenrechte verletzt worden seien, sagte der unterlegene Regierungskandidat Janukowitsch unterdessen. Seine Wahlkampfhelfer hätten fast 5.000 Fälle von Unregelmäßigkeiten registriert. Außerdem habe die Kontroverse um das Wahlgesetz viele ältere Menschen so sehr verunsichert, dass sie selbst zur Wahl gegangen seien, anstatt einen Antrag auf Abstimmung zu Hause zu stellen. Wegen dieser Überanstrengung seien acht gebrechliche Menschen gestorben, sagte Janukowitsch.

Er erklärte weiter, er werde seine Anhänger nicht zu Demonstrationen aufrufen, sondern sich an die Gesetze halten. Eine für Montag geplante Kundgebung in seiner Heimatstadt Donezk sagte er ab. Beobachter erklärten dies mit der zunehmenden Apathie unter seinen Anhängern. Janukowitsch war nach der ersten Stichwahl vom 21. November offiziell zum Wahlsieger erklärt worden, doch wurde dieses Ergebnis vom Obersten Gerichtshof für ungültig erklärt.

Nach der Auszählung von 99,66 Prozent der Stimmen lag Juschtschenko mit 52,09 Prozent uneinholbar vor Ministerpräsident Viktor Janukowitsch, der 44,12 Prozent erreichte. Juschtschenkos Vorsprung entsprach 2,3 Millionen Stimmen bei nur noch 100.000 auszuzählenden Wahlzetteln. Der Oppositionsführer sagte vor seinen jubelnden Anhängern: "Heute hat das ukrainische Volk gewonnen. Ich gratuliere Euch." Die Ukraine sei zwar seit 14 Jahren unabhängig, bislang sei sie aber nicht frei gewesen. "Heute beginnt ein neues Kapitel in der ukrainischen Politik."

Mikola Melnik, Mitglied der Zentralen Wahlkommission, nannte die Wahlen fair und ehrlich - vor allem im Vergleich zur letzten Runde. Auch internationalen Beobachtern zufolge verlief die Wahl vom Sonntag weitgehend fair. Insgesamt kontrollierten 12.000 ausländische Wahlbeobachter den Verlauf der Abstimmung, um neuerliche Fälschungen zu verhindern.

Glückwünsche für Juschtschenko

Unterdessen trafen Glückwünsche für Juschtschenko aus dem Ausland ein. Der Präsident der EU-Kommission, José Manuel Barroso, sagte, die Wahl öffne den Weg für eine verstärkte Kooperation. Dies sei "ein guter Tag für die Ukraine und für die Demokratie". Auch US-Außenminister Colin Powell sprach von einem "historischen Moment für die Demokratie. Die russische Regierung hielt sich mit einer Stellungnahme vorerst zurück. Präsident Wladimir Putin hat stets Janukowitsch unterstützt.

Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski gratulierte Juschtschenko telefonisch. Er nannte den Wahlausgang einen wichtigen Schritt in den Beziehungen der Ukraine mit Europa. Dänemark kündigte die Eröffnung einer Botschaft in Kiew an. Der georgische Präsident Michail Saakaschwili, der selbst nach einer Welle friedlicher Proteste 2003 ins Amt gelangte, gratulierte Juschtschenko in ukrainischer Sprache in einer im Fernsehen übertragenen Botschaft.

(ap)
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