Kopf-an-Kopf-Rennen bei Parlamentswahl Jamaika ringt um eine neue Regierung

Kingston · Mit einer vorgezogenen Parlamentswahl stellt das wirtschaftlich angeschlagene Jamaika die politischen Weichen für die kommenden fünf Jahre. Bei der Abstimmung am Donnerstag zeichnete sich Umfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Regierung und Opposition ab.

 Portia Simpson Miller (links) und Andrew Holness kämpfen um die Macht in Jamaika.

Portia Simpson Miller (links) und Andrew Holness kämpfen um die Macht in Jamaika.

Foto: dapd, Ramon Espinosa, Collin Reid

Gegen den erst seit zwei Monaten amtierenden Ministerpräsidenten Andrew Holness und seine marktwirtschaftlich orientierte Jamaica Labour Party (JLP) versucht Oppositionsführerin Portia Simpson Miller als Spitzenkandidatin der sozialdemokratischen Peoples National Party (PNP) einen Machtwechsel zu erreichen. Die meisten Umfragen sahen im Ringen um die 63 Mandate beide Lager gleichauf.
Die führende Tageszeitung "Jamaica Gleaner" allerdings sagte der Regierungspartei 34 und der Opposition 29 Sitze voraus.

In der Vergangenheit kam es in Jamaika bei Wahlen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Am Donnerstag verlief der Wahlauftakt jedoch ruhig. Soldaten hielten vor einem Wahllokal in der bei Kingston gelegenen Ortschaft Mona Wache, wo Amtsinhaber Holness am Morgen seine Stimme abgab. Er sei sich eines Sieges seiner JLP "sehr sicher", erklärte er vor Reportern.

Holness bislang jüngster Regierungschef Jamaikas

Holness, mit 39 Jahren der bislang jüngste Regierungschef des Landes, hatte Ende Oktober die Nachfolge des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Bruce Golding angetreten und die ursprünglich für Dezember 2012 geplanten Parlamentswahlen ein Jahr vorgezogen. Im Wahlkampf versuchte er, mit Fortschritten bei der Bekämpfung von Krise und Kriminalität zu punkten. Der PNP warf er vor, in ihren 18 Jahren Regierungszeit bis 2007 das Land heruntergewirtschaftet zu haben. Simpson Miller, die 2006 bis 2007 als erste Frau an der Spitze der jamaikanischen Regierung gestanden hatte, kritisierte den Amtsinhaber als entscheidungsschwach und seine Partei als korrupt und volksfern.

Staatsverschuldung bei 18,6 Milliarden Dollar

Die Karibikinsel mit ihren 2,8 Millionen Einwohnern steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Arbeitslosigkeit beträgt rund 13 Prozent. Die Staatsverschuldung liegt mit 18,6 Milliarden Dollar (14,2 Milliarden Euro) bei 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das sind zehn Prozentpunkte mehr als in Italien und 20 Prozent weniger als in Griechenland.

Ein leichter Aufschwung hat eingesetzt, doch noch immer fließen rund 60 Prozent der Staatsausgaben in den Schuldendienst. Weitere 30 Prozent werden für Löhne und Gehälter ausgegeben, sodass nur zehn Prozent für Bildung, Gesundheit, Sicherheit und andere Bereiche bleiben.

(APD)
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