Interview mit Jamal Hakrush Israels arabischer Polizeichef

Kirjat Ata · Der 62-jährige Muslim soll die Polizei des jüdischen Staats Israel und die arabischen Israelis einander näherbringen. Im Gespräch erklärt er, warum er sich nach seiner Ansicht Fehler, die ein jüdischer Kollege macht, nicht leisten kann.

 Jamal Hakrush in einem Polizeibüro im Norden Israels.

Jamal Hakrush in einem Polizeibüro im Norden Israels.

Foto: privat

Jamal Hakrush ist der erste Araber, der zum Polizeivizepräsidenten, also in den zweithöchsten Rang in der israelischen Polizei, befördert wurde. Vor drei Jahren hat die israelische Regierung eine Abteilung zur Verbesserung der Beziehung zwischen den 1,8 Millionen arabischen Israelis und der Polizei im Land gegründet. Damals gab es nur zwei Polizeistationen in den arabischen Gemeinden. Wollten sich die Einwohner an die Polizei wenden, musste eine Streife aus einer benachbarten jüdischen Stadt kommen. Jamal Hakrush soll das ändern. Bis 2021 sollen 18 Polizeistationen in arabischen Gemeinden gebaut werden, acht stehen schon heute. Außerdem soll die israelische Polizei diverser werden: Sie möchte 1300 arabische Polizisten rekrutieren.

Wie sind Sie in die Position gekommen, in der Sie heute sind?

Hakrush Ich habe ganz unten angefangen und mich mit viel Anstrengung nach oben gearbeitet. Ich gehöre zu einer Minderheit in Israel. Und die wird deutlich anders behandelt als die Mehrheit im Land. Ein Fehler, den ein jüdisch-israelischer Offizier in seiner Laufbahn begehen kann, den kann ich mir nicht leisten.

Sie bereiten junge muslimische Bewerber auf den Eignungstest vor. Was ist dabei am schwierigsten?

Hakrush Am schwierigsten ist es, die jungen Leute davon zu überzeugen, dass die Polizei für sie und nicht gegen sie arbeitet. Und am Anfang standen wir vor einem Dilemma. Für die neue Abteilung brauchten wir arabische Rekruten. Und die Sprache blieb immer ein Problem. Aber die Kriterien für die Eignungstests sind für alle gleich. Wir überlegten, wegen der Sprachbarriere die Anforderungen etwas zu senken. Am Ende habe ich mich dagegen entschieden. Das hätte langfristig zu Ressentiments geführt. Ich wollte nicht, dass irgendjemand sagen kann, die Neuen wären nur zweite Garde und hätten es einfacher gehabt.

Es wird also noch immer ein Unterschied zwischen den arabischen und den jüdischen Polizisten in der Polizei gemacht?

Hakrush Selbst wenn wir arabischen Israelis die beste Arbeit leisten, wird es immer diesen Unterschied zwischen „uns“ und den „anderen“ geben. In beiden Gesellschaften wird es immer extreme Ansichten geben, in der arabischen Gemeinde und in der jüdischen. Israel hat sich im vergangenen Jahr zu einem rein jüdischen Staat erklärt und Hebräisch zur alleinigen Amtssprache gemacht.

Sie haben in den letzten drei Jahren 1350 neue Polizisten eingestellt. Davon waren nur 300 Muslime. Warum so wenige?

Hakrush In den drei Jahren, in denen die neue Abteilung existiert, hatten wir mehr als 5000 arabische Bewerber. Das zeigt uns, dass die Polizei von der arabischen Bevölkerung immer besser angenommen wird. Trotzdem haben wir nur die Besten genommen.

Wie viele Rekruten in den letzten Jahren waren Frauen?

Hakrush Wir haben 50 Frauen, die bei uns ausgebildet wurden. Einige von ihnen sind gläubige Musliminnen.

Sie sind 62. Was sind Ihre Pläne für die Rente?

Hakrush Im Moment denke ich viel über die Zukunft nach. Wenn ich hier aufhöre, möchte ich in der Öffentlichkeitsarbeit bleiben.

Und was machen Sie nach diesem Gespräch?

Hakrush Ich bin dabei, eine neue Polizeistation aufzubauen. Wenn ich hier aufstehe, wartet ein Dutzend Polizisten auf neue Anweisungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort