Frauen als menschliche Schutzschilde Israelische Soldaten belagern Moschee im Gazastreifen

Beit Hanun/Gazastreifen (RPO). Israelische Truppen haben am Freitag eine Moschee im Gazastreifen belagert, um die sich Frauen als menschliche Schutzschilde gesammelt hatten. Eine 40-jährige Frau wurde nach Berichten von Augenzeugen auf dem Weg zur Moschee erschossen, zehn weitere Frauen wurden verletzt. Wer die Schüsse abgab, ist noch unklar.

Nach Kämpfen rund um die Moschee in der Nacht zum Freitag, bei denen fünf Palästinenser erschossen wurden, hatte die Hamas Frauen der Umgebung aufgerufen, sich den Kämpfern als menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen.

Am Vormittag versammelten daraufhin sich mehrere hundert verschleierte Frauen um die Moschee, die von Truppen mit Panzern umstellt war. Den dort verschanzten restlichen Kämpfern sei es daraufhin gelungen, im Schutz der Frauen zu entkommen, teilte ein Militärsprecher mit. Laut Hamas konnten 32 Bewaffnete fliehen. Von Schüssen wurden ein palästinensischer Kameramann und eine unbekannte Zahl Frauen verletzt. Die israelischen Streitkräfte erklärten, unter den Frauen seien zwei Extremisten entdeckt worden. Sie seien von Schüssen getroffen worden.

Überall im Gazastreifen wurde die Bevölkerung im Anschluss an das Freitagsgebet zu Protesten gegen das Vorgehen der israelischen Truppen in Beit Hanun aufgerufen. Ministerpräsident Ismail Hanija würdigte das Verhalten der Frauen und rief die arabische Welt auf, das andauernde Blutvergießen zu beenden.

Seit Beginn des Vorstoßes israelischer Truppen in die 50.000 Einwohner zählende Stadt Beit Hanun kamen dort mindestens 20 Menschen ums Leben. Die Stadt ist nach Angaben der Streitkräfte ein Zentrum der Raketenangriffe auf Israel gewesen. Hintergrund der Offensive ist die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit am 25. Juni.

In der Stadt Gaza griff die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Freitag ein Auto an. Die drei der Hamas angehörenden Insassen waren sofort tot. Eine Militärsprecherin erklärte, ein Fahrzeug mit Terroristen sei getroffen worden. Zehntausende Menschen nahmen in Gaza an der Beisetzung von vier militanten Palästinensern teil, die am Donnerstag bei einem israelischen Luftangriff ums Leben kamen.

In Bethlehem wurde eine 65-jährige Frau am Freitag nach Krankenhausangaben während einer israelischen Militäraktion verletzt. Die Frau geriet nach Augenzeugenberichten in einen Schusswechsel zwischen militanten Palästinensern und israelischen Soldaten.

In Ramallah, dem Sitz der palästinensischen Autonomieregierung im Westjordanland, wurde Wohnungsbauminister Abdel Rahman Sidan verhaftet. Die israelischen Streitkräfte erklärten lediglich, ein Hamas-Aktivist sei festgenommen worden. Seit der Verschleppung des Soldaten Schalit nahm Israel bereits Dutzende Minister und Abgeordnete der Hamas fest.

In Nablus im Westjordanland schossen die israelischen Truppen auf zwei Palästinenser, die nach Militärangaben eine Autobombe vorbereiteten. Ein Jugendlicher wurde tödlich getroffen, sein älterer Bruder wurde verletzt.

(ap)
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