Knappes Rennen erwartet Israel wählt das fünfte Parlament seit 2019

Jerusalem · Es wird wieder ein knappes Ergebnis zwischen zwei Lagern erwartet, die entweder für oder gegen Netanjahu sind. Korruptionsverfahren sind eine Last für den langjährigen ehemaligen Ministerpräsidenten - das Erstarken einer extrem rechten Partei könnte ihm helfen.

 Benjamin Netanjahu (M), Vorsitzender der Likud-Partei und ehemalige Ministerpräsident von Israel, verlässt ein Wahllokal, nachdem er seine Stimme bei den Parlamentswahlen 2022 abgegeben hat.

Benjamin Netanjahu (M), Vorsitzender der Likud-Partei und ehemalige Ministerpräsident von Israel, verlässt ein Wahllokal, nachdem er seine Stimme bei den Parlamentswahlen 2022 abgegeben hat.

Foto: dpa/Ilia Yefimovich

In Israel wird an diesem Dienstag zum fünften Mal in drei Jahren ein neues Parlament gewählt. Es wurde ein knappes Rennen zwischen den politischen Kräften, die sich nach der vorigen Wahl zu einer Acht-Parteien-Koalition gegen Benjamin Netanjahu zusammengeschlossen hatten, und den Verbündeten des langjährigen Ministerpräsidenten erwartet.

Die Wahlbeteiligung lag gegen Mittag bei 28,4 Prozent, teilten Wahlbeamte mit. Das sind fast 3 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt bei der Wahl im März 2021. Wahlberechtigt sind rund 6,5 Millionen Israelis.

Im Wahlkampf war wieder die umstrittene Person Netanjahu das überragende Thema - nicht die rasant steigenden Lebenshaltungskosten, die zunehmenden Spannungen mit den Palästinensern und auch nicht die Bedrohung durch den Iran. Die zentrale Frage war: Kann der 73-Jährige trotz seiner laufenden Korruptionsverfahren Israel regieren?

Nach dem Scheitern seiner Koalition im Juni trat Jair Lapid als geschäftsführender Ministerpräsidenten an. Bei seiner Stimmabgabe in Tel Aviv sagte er: „Diese Wahl ist eine Entscheidung zwischen der Zukunft und der Vergangenheit. Also geht und stimmt heute für die Zukunft unserer Kinder, die Zukunft unseres Landes.“

Netanjahus Problem ist, dass frühere Verbündete nicht mit ihm und seinem Likud-Block koalieren wollen, solange er vor Gericht steht. Seine Hoffnungen ruhen auf dem Spitzenkandidaten der extrem rechten Religiös-Zionistischen Partei, Itamar Ben-Gvir. Der legte in Umfragen zuletzt stark zu. Nach der Stimmabgabe in seinem Wohnort, einer Siedlung im Westjordanland, sagte er, eine Stimme für seine Partei würde eine „völlige Rechts-Regierung“ hervorbringen. Ben-Gvir will eine harte Linie gegen Palästinenser und Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft durchsetzen.

Netanjahu sagte bei seiner Stimmabgabe: „Ich bin ein wenig besorgt. Ich hoffe, wir beenden den Tag mit einem Lächeln.“

Die Umfragen sagen wie bei den vorangegangenen Wahlen ein enges Rennen voraus. Mit einem Ergebnis wird nicht vor Mittwoch gerechnet.

In der Zeitung „Jediot Ahronot“ schrieb die Kolumnistin Sima Kadmon: „Falls Netanjahu triumphiert, werden dies die letzten Tage des Staates Israel sein, wie wir ihn seit 75 Jahren kennen.“

(zim/dpa)
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