Gewalt im Gazastreifen Israel tötet ranghohen Hamas-Führer

Jerusalem (RPO). Israel hat seinen Krieg gegen die Hamas auch am Neujahrstag fortgesetzt und erstmals gezielt ein Führungsmitglied der palästinensischen Partei getötet. Eine Bombe mit einem Gewicht von einer Tonne traf am Donnerstag das Haus des Hamas-Funktionärs Nisar Rajan in Dschebalja im Norden des Gazastreifens.

Krieg im Gazastreifen - Tag Drei
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Der 49-Jährige war sofort tot. Unter den elf weiteren Todesopfern waren auch zwei der vier Frauen Rajans und vier seiner zwölf Kinder. Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Haim Ramon sagte: "Heute haben wir einen ihrer Führer getroffen."

Rajan gehörte zu den fünf Mitgliedern der höchsten Entscheidungsebene der Hamas. Der Professor für islamisches Recht unterhielt auch enge Kontakte zum militärischen Flügel der Hamas. Im Oktober 2001 schickte er einen seiner Söhne in einen Selbstmordanschlag, bei dem zwei jüdische Siedler im Gazastreifen getötet wurden.

Bei den israelischen Luftangriffen wurden seit Samstagmittag mehr als 400 Menschen getötet und 1.700 verletzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind auch 34 Kinder unter den Toten. Bei palästinensischen Raketenangriffen wurden vier Israelis getötet.

Soldaten warten auf Befehl

Inzwischen hat Israel seine Vorbereitungen für eine Bodenoffensive abgeschlossen. "Die Infanterie, die Artillerie und andere Kräfte sind bereit", sagte Militärsprecherin Avital Leibovich. "Sie sind am Rand des Gazastreifens und warten auf den Befehl zum Reingehen." Bei einem Treffen mit Bürgermeistern im Süden Israels sagte Ministerpräsident Ehud Olmert, die Regierung scheue nicht davor zurück, ihre gesamte militärische Stärke einzusetzen: "Wir wollen nicht unsere Macht zur Schau stellen, aber wir werden sie anbringen, wenn es nötig werden sollte."

Die Hamas drohte mit Racheakten gegen israelische Soldaten. "Wir warten auf euch, dass ihr in den Gazastreifen kommt, um euch zu töten oder zu Schalits zu machen", hieß es in einer Erklärung der Hamas unter Anspielung auf den Soldaten Gilad Schalit, der vor zweieinhalb Jahren gefangengenommen wurde.

Israel zählte am Donnerstag mehr als 30 Raketenangriffe der Hamas. Dabei wurde ein siebenstöckiges Haus in Aschdod getroffen. Verletzt wurde niemand.

Israel macht eine Zustimmung zu einem Waffenstillstand von der Entsendung internationaler Beobachter in das Konfliktgebiet abhängig. Olmert sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice nach Angaben aus Regierungskreisen, die Umsetzung eines Waffenstillstands müsse von internationalen Beobachtern garantiert werden.

Mit US-Präsident George W. Bush sprach Olmert am Mittwoch telefonisch über Wege, "die Gewalt zu beenden", wie ein amerikanischer Regierungssprecher mitteilte. Dabei sei der "beiderseitige Wunsch" nach Frieden zum Ausdruck gekommen. Der erste Schritt zu einem Waffenstillstand müsse aber von der Hamas ausgehen, die ihre Raketenangriffe auf Israel einstellen müsse, sagte Bushs Sprecher Gordon Johndroe.

Bei den diplomatischen Initiativen um eine Entspannung des Konflikts nimmt auch Frankreich eine führende Rolle ein. Am Donnerstag sprach die israelische Außenministerin Zipi Livni in Paris mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy über die Forderung Frankreichs nach einem 48-stündigen Waffenstillstand.

(AFP)
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