Schweigeminuten in Israel Gabriel betont Deutschlands historische Verantwortung

Jerusalem · Israel hat am Montagmorgen der sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust gedacht. An den Gedenkminuten nahm auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) teil – zum Auftakt seiner mehrtägigen Nahost-Reise hob er die historische Verantwortung Deutschlands für den Holocaust hervor.

 Bundesaußenminister Gabriel kommt auf dem Flughafen in Tel Aviv an.

Bundesaußenminister Gabriel kommt auf dem Flughafen in Tel Aviv an.

Foto: dpa, bvj sab

Israel hat am Montagmorgen der sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust gedacht. An den Gedenkminuten nahm auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) teil — zum Auftakt seiner mehrtägigen Nahost-Reise hob er die historische Verantwortung Deutschlands für den Holocaust hervor.

Um 10.00 Uhr stoppten landesweit Autos, die Insassen stiegen aus und standen zwei Minuten lang mit gesenkten Köpfen auf den Straßen. Radio und Fernsehen sendeten zum Holocaust-Gedenktag ausschließlich Dokumentationen und Filme zum Völkermord an den Juden sowie ernste Musik. Der Gedenktag fällt auf den 27. Tag des Monats Nisan nach dem jüdischen Kalender - und damit auf wechselnde Daten nach dem gregorianischen Kalender.

Gabriel traf am Montag zu einem zweitägigen Besuch in Israel ein, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. "Still stehe ich heute hier in Israel vor dem bodenlosen Abgrund des Zivilisationsbruchs der Shoah, der kaum zu fassen ist - und vor dem Land, das uns Deutschen dennoch die Hand gereicht hat", erklärte er.

Gabriel gedachte der "sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten in einem beispiellosen Menschheitsverbrechen ermordet worden sind". Deutschlands historische Verantwortung dafür sei "uns Heutigen Mahnung und Verpflichtung - einzutreten gegen Antisemitismus und für die Menschenwürde, für Toleranz und die Verständigung zwischen den Völkern".

Auf Gabriels Programm standen ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sowie ein Gespräch mit Benjamin Netanjahu, der zugleich Israels Regierungschef und Außenminister ist. Außerdem wollte Gabriel am Dienstag in Ramallah mit Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde sprechen.

Netanjahu hatte am Sonntagabend in Yad Vashem gesagt, als einstiges "Volk ohne Verteidigung" hätten die Juden nach der Gründung Israels "einen der Staaten mit der höchsten Verteidigungsfähigkeit" geschaffen. "Wir haben das mit dem Holocaust bis ins Knochenmark gelernt - und es ist uns immer gegenwärtig", fügte Netanjahu hinzu.

Israel wurde 1948 gegründet. Heute leben in Israel noch mehr als 213.000 Menschen, die der Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten entkamen. Sechs der Überlebenden entzündeten bei der Gedenkfeier in Yad Vashem Kerzen zum Gedenken an die Holocaust-Opfer.

(isw/AFP)
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