Sicherheit im Westjordanland Auswärtiges Amt kritisiert Israels Siedlungs-Entscheidung als „gefährlich“

Berlin/New York · Erst am Sonntag hatten sich Israel und Palästina geeinigt, auf einseitige Schritte zu verzichten. Nun macht Israel den Rückzug aus vier Siedlungen im Westjordanland rückgängig. Darauf hagelt es internationale Kritik.

Das Auswärtige Amt hat eine vom israelischen Parlament beschlossene Gesetzesänderung zugunsten jüdischer Siedler scharf kritisiert. Es handele sich um „einen gefährlichen Schritt hin zu möglichen erneuten Siedlungsaktivitäten“, sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwochabend in Berlin. „Dies droht die ohnehin angespannte Sicherheitslage im Westjordanland weiter zu verschärfen.“

Israels Parlament hatte in der Nacht zum Dienstag entschieden, den 2005 beschlossenen Rückzug aus vier Siedlungen im nördlichen Westjordanland teilweise wieder aufzuheben. „Die Bundesregierung ist hierüber sehr besorgt“, erklärte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Die Entscheidung stehe „im Widerspruch zu der Absicht der erst am vergangenen Sonntag erfolgten Einigung zwischen Israel und den Palästinensern, für einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten auf unilaterale Schritte zu verzichten“.

Vor der Bundesregierung hatten schon mehrere weitere Staaten ihre Besorgnis über Israels Vorgehen ausgedrückt. Die USA bezeichneten beispielsweise die Entscheidung als „provokativ“ und als Verstoß gegen Zusagen gegenüber Washington.

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Laut der Gesetzesänderung soll Siedlern die Rückkehr in die vier Orte Chomesch, Ganim, Kadim und Sanur ermöglicht werden, die im Rahmen des israelischen Abzugs aus dem Gazastreifen 2005 ebenfalls geräumt worden waren. Seitdem kehrten Siedler mehrmals auf eigene Faust zurück. Sie wurden dann wieder zur Evakuierung gezwungen. Das palästinensische Außenministerium hatte schon vor der Entscheidung vor einer „Eskalation des Konflikts“ gewarnt.

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Israel eroberte während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Knapp 600.000 Israelis leben dort heute in mehr als 200 Siedlungen. Der UN-Sicherheitsrat bezeichnete 2016 diese Siedlungen als Verletzung des internationalen Rechts und forderte Israel auf, alle Siedlungsaktivitäten zu stoppen. Die Palästinenser wollen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem einen eigenen Staat einrichten. Der rechtskonservative israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte mehrfach eine Annexion weiter Teile des Westjordanlands angekündigt.

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Auch bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Mittwoch wurde zu einer Deeskalation der israelisch-palästinensischen Spannungen aufgerufen. „Ich fordere alle Seiten auf, von einseitigen Schritten abzusehen, die die Spannungen verschärfen, und in dieser sensiblen Zeit von provokativen Aktionen und Botschaften abzusehen“, sagte der UN-Nahostbeauftragte Tor Wennesland. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, warnte ihrerseits: „2022 war das tödlichste Jahr seit der Zweiten Intifada und 2023 ist auf dem besten Weg, dieses (...) Niveau der Gewalt noch zu übertreffen.“

(peng/AFP/dpa)
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