Irak IS-Terrormiliz scheitert mit Angriff auf Ölstadt Kirkuk

Kirkuk · Bei einem Überraschungsangriff im dichten Nebel wollen IS-Kämpfer die Ölstadt Kirkuk einnehmen. Sie stoßen auf massive Gegenwehr kurdischer Soldaten und Hunderter Bürger. Auch in Bagdad gibt es Attacken.

 Peschmerga-Kämpfer sind vor der Stadt Kirkuk stationiert.

Peschmerga-Kämpfer sind vor der Stadt Kirkuk stationiert.

Foto: afp, ADL

Wenige Tage nach der schweren Niederlage in Kobane ist die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit einem Versuch zur Übernahme der Ölstadt Kirkuk im Nordirak gescheitert. Nach Angaben aus kurdischen Peschmergakreisen wurden bei dem Überraschungsangriff des IS ein Brigadegeneral der kurdischen Peschmerga sowie fünf weitere Soldaten getötet.

Mindestens 40 kurdische Kämpfer seien verletzt worden. Auch in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden am Freitag bei einem Doppelanschlag Dutzende Menschen getötet und verletzt.

Ein Korrespondent des Nachrichtenportals "Rudaw" berichtete ebenfalls von der Kirkuk-Attacke im Morgengrauen, bei dem auch mindestens drei IS-Milizionäre getötet worden seien. Kirkuk mit etwa einer Million überwiegend kurdischen Einwohnern ist ein Zentrum der irakischen Erdölindustrie. Seit sich die irakische Armee im vergangenen Jahr angesichts der Angriffe des IS zurückgezogen hat, verteidigen kurdische Peschmerga-Einheiten die Stadt.

Angriff begann mit Selbstmordattentätern

Die Dschihadisten hatten die Attacken laut kurdischen Medien mit Selbstmordattentätern an drei Fronten vor allem im Süden Kirkuks gestartet mit dem Ziel, die Stadt zu erobern. Im Zentrum sei zugleich eine Autobombe vor einem Hotel detoniert. Kurz darauf hätten IS-Kämpfer dort das Feuer auf Zivilisten eröffnet.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Basnews sagte, Hunderte kurdische Bewohner Kirkuks hätten sich nach Beginn der Angriffe bewaffnet und seien den Peschmergasoldaten an den Fronten zu Hilfe geeilt. Zugleich sei eine Ausgangssperre verhängt worden. Die Kämpfe dauerten am Freitagmittag an, die Lage sei aber "unter Kontrolle", hieß es vonseiten der Peschmerga. Inzwischen hätten kurdische Soldaten mit Hilfe neuer Luftschläge der US-geführten internationalen Koalition die sunnitischen Extremisten zurückgedrängt.

Zur Opferzahl in Bagdad gab es widersprüchliche Angaben: Laut dem unabhängigen Nachrichtenportal "Sumaria News" wurden mindestens 44 Menschen getötet und weitere 70 verletzt. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus Sicherheitskreisen, dass es 14 Tote und 44 Verletzte gegeben habe. Die Sprengsätze seien auf einem zentralen Markt, auf dem auch gebrauchte Militäruniformen verkauft werden, explodiert.
Unter den Opfern seien auch Sicherheitskräfte. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

Extremisten im Syrien-Krieg erstarkt

In einem nördlichen Viertel — wo überwiegend Schiiten leben — wurden laut Sicherheitsbehörden drei Mörsergranaten auf eine Garage gefeuert. 14 Menschen seien verletzt worden.

Im Irak sowie in Syrien hat die Terrormiliz Islamischer Staat große Landstriche unter ihrer Kontrolle. Die im syrischen Bürgerkrieg erstarkten Extremisten hatten sich den jahrelangen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zunutze gemacht, die Millionenstadt Mossul erobert und waren weiter in Richtung Bagdad vormarschiert. Ein militärischer Sieg gegen den IS ist nicht in Sicht.

(dpa)
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