Mindestens 80 Tote im Nordirak IS-Terroristen sollen Massaker angerichtet haben

Erbil · Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sollen in einem jesidischen Dorf im Nordirak ein Massaker angerichtet haben. Die Extremisten hätten in dem Ort Tel Kudscho in der Sindschar-Region mindestens 80 Männer getötet, berichtete die kurdische Nachrichtenagentur Basnews am Freitag.

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Andere jesidische Quellen sprachen von etwa 100 Toten. Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw meldete über Twitter, die Opfer seien erschossen worden, weil sie nicht zum Islam übertreten wollten. Frauen und Kinder seien in den Ort Tel Afar verschleppt worden. Demnach lebten in Tel Kudscho rund 180 Familien.

Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland spricht sogar von Hunderten getöteten Jesiden. Ein geflohener Augenzeuge habe berichtet, IS-Kämpfer hätten sämtliche Gefangenen aus der Sindschar-Region nach Tel Kudscho gebracht und getötet, sagte ein Sprecher des Zentralrats der Nachrichtenagentur dpa.

Diesen Angaben zufolge hatten die Extremisten den Ort zunächst neun Tage belagert und dann eingenommen. Anschließend hätten sie den Bewohnern ein Ultimatum gestellt, zum Islam überzutreten, sagte der Zentralratssprecher. Dieses sei mehrfach verlängert worden.

Moschee gesprengt

Die Dschihadisten sollen auch eine schiitische Moschee in der Stadt Dschalawla nördlich von Bagdad gesprengt und den Muezzin getötet haben. Nach Angaben der Polizei gehörten die Täter der sunnitischen Gruppe Islamischer Staat an. Sie hätten den Muezzin, der die Muslime zum Gebet ruft, festgenommen, die schiitische Gebetshalle in die Luft gejagt und den Mann vor den Trümmern des Gebäudes öffentlich erschossen. Augenzeugen bestätigten die Erschießung.

Die Dschihadisten hatten die Stadt am Montag nach zweitägigen Gefechten mit kurdischen Peschmerga-Milizen eingenommen. Dabei wurden mindestens zehn kurdische Milizionäre getötet. In der Ortschaft Sajed Ahmad nördlich von Dschalawla töteten IS-Kämpfer den Angaben zufolge sechs Polizisten. Die Dschihadisten eroberten seit Anfang Juni große Gebiete im Norden, im Zentrum und im Westen des Iraks und kontrollieren auch mehrere Regionen im benachbarten Syrien

(dpa)
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