Kampf um Mossul im Nordirak IS holt Neunjährige an die Waffen

Berlin · Während die Schlacht um Mossul tobt, beginnt nun auch der Sturm auf Rakka. Der IS schreckt dabei auch vor dem Einsatz von Kindersoldaten zurück.

 Kurdische Soldaten feuern Artillerie auf Stellungen des IS.

Kurdische Soldaten feuern Artillerie auf Stellungen des IS.

Foto: ap, FD

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerät im nordirakischen Mossul offenbar immer mehr unter Druck und holt nun auch schon Jungen an die Waffen. "Das Vorgehen des IS ist an Skrupellosigkeit nicht mehr zu überbieten: Jetzt zieht er schon Neunjährige ein und macht sie zu Kindersoldaten", sagte Entwicklungs-Staatssekretär Thomas Silberhorn unserer Redaktion nach seiner Rückkehr von einer Irak-Reise.

In Bagdad hatte der CSU-Politiker namens der Bundesregierung den Entschluss Deutschlands zur tatkräftigen Unterstützung des Irak nach einer Rückeroberung der Millionenstadt Mossul durch eine internationale Koalition erklärt. "Deutschland ist bereit, zum Wiederaufbau von Mossul beizutragen", erklärte Silberhorn. Dafür habe die Bundesregierung 47 Millionen Euro bereitgestellt.

Zugleich mahnte der Staatssekretär einen anderen Kurs in Politik und Gesellschaft an. "Der Irak leidet unter großen Spannungen zwischen religiösen und ethnischen Gruppen, deshalb muss nach der Rückeroberung von Mossul ein Versöhnungsprozess in Gang kommen", unterstrich Silberhorn.

Mit dem Irak bereiste der Politiker eines der Hauptherkunftsländer der aktuellen Flüchtlingsbewegung. Im vergangenen Jahr waren 121.000 Flüchtlinge aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Es gibt über 3,4 Millionen Binnenvertriebene im Irak, darunter rund anderthalb Millionen Minderjährige. Über zehn Millionen Menschen brauchen humanitäre Unterstützung.

In Tikrit ist nach Angaben Silberhorns ein Wiederaufbauprogramm mit deutscher Unterstützung bereits so erfolgreich, dass 90 Prozent der früheren Bewohner zurückkehren konnten. In anderen vom IS befreiten Gebieten seien aber erst 25 Prozent der hinterlassenen Sprengfallen geräumt. Das Entwicklungsministerium fördert Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden mit Wasser-, Sanitär- und Gesundheitsversorgung und kümmert sich um Schutz und Schulversorgung für Kinder und Jugendliche.

Die internationale Koalition hat von Mossul bereits mehr als 100 Vororte zurückerobert. Im benachbarten Syrien kündigten kurdische Kämpfer am Wochenende den Sturm auf Rakka an, das der IS zur Verwaltungshauptstadt seines "Kalifats" ausgebaut hat. Ein Sprecher des Bündnisses der "Syrischen Demokratischen Kräfte" sagte, die Operation "Wut des Euphrats" werde nun auf Rakka vorrücken. Zuvor hatte auch die Türkei ihre Militär-operationen in Nordsyrien verstärkt. Ankara will das Erstarken der Kurden in Syrien verhindern.

(may-)
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