Terrormiliz Wer will was im Kampf gegen den IS?

Düsseldorf · Nach langer Zurückhaltung will sich Deutschland nun militärisch am Kampf gegen den IS in Syrien beteiligen. Damit stellt sich die Regierung klarer denn je an die Seite von Verbündeten wie Frankreich und Großbritannien, aber auch Russland. Doch wer will eigentlich was in Syrien? Eine Übersicht.

 Deutschland engagiert sich im Kampf gegen die Terrormiliz IS künftig auch militärisch und stärkt damit das Bündnis mit Frankreich, USA, Großbritannien und Russland.

Deutschland engagiert sich im Kampf gegen die Terrormiliz IS künftig auch militärisch und stärkt damit das Bündnis mit Frankreich, USA, Großbritannien und Russland.

Foto: AP

Seit den Terroranschlägen von Paris vor zwei Wochen wirbt Frankreichs Präsident Francois Hollande um Unterstützung im Kampf gegen den IS. Großbritanniens Premierminister David Cameron konnte er für sich gewinnen, US-Präsident Barack Obama und zuletzt Kreml-Chef Wladimir Putin. Und auch Deutschland wird sich künftig militärisch engagieren. Alle Beteiligten verfolgen dabei jedoch auch eigene, teils sehr unterschiedliche Ziele. Wer will was im Kampf gegen den IS? Ein Überblick.

Das westliche Bündnis

Frankreich

Die französische Regierung unter Francois Hollande ist nicht erst seit den Anschlägen von Paris eine aktive Größe im Kampf gegen den IS. Schon zuvor bombardierten französische Streitkräfte gemeinsam mit den USA die Terrormiliz. Die Regierung und die Mehrheit der Franzosen sind der Meinung, dass der IS militärisch besiegt werden muss. Unmittelbar nach den Attacken begann Frankreich, seine Luftangriffe mit dem russischen Militär zu koordinieren. Außerdem bemüht sich Hollande um eine internationale Koalition gegen den Terror. Er führte Gespräche mit David Cameron (Großbritannien), Barack Obama (USA), Wladimir Putin (Russland) und Angela Merkel (Deutschland). Alle reagierten mit dem Versprechen, ihre Unterstützung auszuweiten.

USA

Für die USA sind IS-Terror und Flüchtlingskrise bislang weit weg - zumindest territorial betracht. Trotzdem bombardieren amerikanische Streitkräfte gemeinsam mit Frankreich den IS in Syrien. Die Zahl der Luftangriffe, die die USA geflogen haben, ist aber bislang relativ gering. Außerdem unterstützen die Amerikaner syrische Rebellengruppen mit Waffen und Spezialeinheiten. Obwohl die USA recht früh in den militärischen Kampf gegen die Terrormiliz eingestiegen sind, werfen Kritiker Obama vor, zögerlich zu handeln.

Großbritannien

Großbritannien fliegt Luftangriffe auf den IS. Allerdings bislang nur im Irak, nicht in Syrien. Denn während Premier David Cameron sich klar für ein hartes militärisches Vorgehen gegen den IS einsetzt, befürchten einige Mitglieder des Parlaments, dass militärisches Engagement Terroranschläge auch in Großbritannien provozieren würde. Cameron dagegen sagt: "Wir können die Bekämpfung einer fundamentalen Bedrohung unserer Sicherheit nicht an andere delegieren". Er glaubt, dass gerade das Nicht-Engagement die Gefahr von Terror auch in Großbritannien erhöhe. Während das Parlament noch kein Mandat für Luftangriffe in Syrien erteilt hat, hat sich die Stimmung in der Bevölkerung mittlerweile gedreht. Eine Mehrheit unterstützt nun Camerons Vorstoß.

Russland

Am Donnerstag holte Francois Hollande Russland ins Boot der Anti-IS-Koalition. Doch auch, wenn Russland nun Bündnis-Partner im Kampf gegen den IS geworden ist, bleibt die Rolle des Landes ambivalent. Während Frankreich, die USA und Großbritannien nicht nur den IS bekämpfen, sondern auch den syrischen Diktator Baschar al-Assad entmachten wollen, ist Moskau seit Jahrzehnten ein wichtiger Verbündeter Assads. Ob das Assad-Regime den IS im Land nur duldet oder gar aktiv unterstützt, ist widerum umstritten. Bis vor Kurzem bekämpfte Russland vor allem Rebellen-Gruppen, die Gegner des Assad-Regimes sind, und unterstützte das Regime mit Waffenlieferungen. Im Rahmen der Koalition mit Frankreich versprach Putin nun, die gemäßigten Rebellen in Zukunft zu schonen. Denn diese sind Verbündete der Koalition aus Frankreich, den USA und Großbritannien.

Deutschland

Die deutsche Regierung positioniert sich schon länger klar gegen die Terrormiliz. In Bezug darauf, was sie in diesem Kampf zu tun bereit ist, herschte bislang allerdings Zurückhaltung. Bisher beschränkte man sich auf Ausrüstung und Ausbildung. Berlin liefert Waffen an die Kurden, die im Irak gegen den IS kämpfen, und lässt sie von Bundeswehr-Ausbildern trainieren. Als Frankreich nach den Terroranschlägen in Paris mehr Unterstützung forderte, willigte Kanzlerin Merkel schließlich ein, sich in Syrien auch militärisch zu engagieren. Ein ungewöhnlicher Schritt, denn es war bislang oft die Linie der Regierung, sich auf die Ausbildung der Truppen vor Ort zu beschränken. Nun aber schickt Deutschland Tornados und eine Fregatte. Dass auch Soldaten nach Syrien geschickt werden, ist derzeit unwahrscheinlich.

In diesen Ländern gibt es gefährliche IS-Ableger
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Die Türkei

Die Rolle der Türkei und ihre Ziele sind undurchsichtig. Ähnlich wie Putin war der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan lange ein Freund von Assad. Doch dann änderte er seine Strategie und begann, die sunnitische Nusra-Front zu unterstützen. Die Sunniten-Miliz ist erbitterter Gegner des IS. Insofern kämpft auch die Türkei gegen die Terrormiliz, wenn auch indirekt. Kritiker jedoch werfen der Türkei vor, sie bekämpfe tatsächlich statt den Dschihadisten die Kurden im Irak. Seit des Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei an der syrisch-türkischen Grenze hat sich außerdem der Konfikt mit Russland verschärft. Putin warf der türkischen Regierung vor, mit dem IS zu sympathisieren und "Helfershelfer der Terroristen" zu sein.

Das Assad-Regime

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad regiert seit 2000 diktatorisch in Syrien. Sein Ziel: Machterhalt. Assad wird vorgeworfen, die Bevölkerung zu unterdrücken. 2011 eskaliert die Gewalt, seitdem herrscht Bürgerkrieg. Doch Assad kann seine Position nicht mehr mit eigenen Truppen sichern, er ist abhängig von der Unterstützung Moskaus, die er bislang auch erhält. Außerdem wird das Regime von der islamistischen Hisbollah-Miliz unterstützt.

Der IS

Der "Islamische Staat" ist ein Ableger von Al-Qaida, mit der die IS-Anhänger 2013 endgültig brachen. Ihr Haupt-Feind waren zunächst die Schiiten im Irak. Erst seit einiger Zeit geht die Gruppe auch gegen den Westen vor, in Form von Terroranschlägen wie dem in Paris. Das Ziel des IS ist es, einen Gottestaat zu errichten, womit er auch schon begonnen hat. Im Nordwesten des Irak und im Osten Syriens kontrolliert die Gruppe ein zusammenhängendes Gebiet, das sie "Kalifat" nennt. Die Macht des IS wird begründet durch eine starke Finanzkraft, die unter anderem durch Ölschmuggel erreicht wird.

Oppostionelle Gruppen in Syrien

Freie Syrische Armee (FSA)

Die Freie Syrische Armee wurde bereits zu Beginn der Rebellion gegen das Assad-Regime gegründet. In ihr organisieren sich mehrere Rebllengruppen und abtrünnige Offiziere der syrischen Armee. Die FSA will das Assad-Regime stürzen. Die westliche Opposition aus Frankreich, USA, Großbritannien und Deutschland unterstützt die FSA, die auch gegen den IS ist.

Kurden

Kurden leben nicht nur in Syrien, sondern auch in der Türkei und im Iran. Im Irak haben sie ein eigenes, autonomes Gebiet, das jedoch kein kurdischer Staat ist. Doch genau das wollen die Kurden - einen eigenen Staat. Sie sind Gegner des IS und bekämpfen ihn im Irak und Syrien. Die Regierung der Türkei wiederum ist verfeindet mit der kurdischen Partei PKK. Deshalb kontert die Türkei immer wieder die kurdischen Bemühungen im Kampf gegen den IS.

(lsa)
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