Blutige Straßenschlachten in Teheran Iranischer Oppositionsführer gibt nicht auf

Teheran (RPO). Der iranische Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi gibt nicht auf: Trotz des harten Vorgehens von Polizei und Milizen forderte er am Samstag erneut dieAnnullierung der Wahl. Auf Mussawis Website wurde ein entsprechender Brief an die obersten Wahlbehörden veröffentlicht. Mit Wasserwerfern, Tränengas undSchlagstöcken war die Staatsmacht gegen die Demonstranten vorgegangen. Augenzeugen berichtetenvon heftigen Zusammenstößen in der Nähe des Revolutionsplatzes inTeheran.

Tage des Aufruhrs im Iran
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Foto: AP

US-Präsident Barack Obama hat angesichts der neuen Eskalationen ein Ende der Gewalt im Iran gefordert. Die Regierung in Teheran müsse "jegliche Akte der Gewalt und der Ungerechtigkeit gegen das eigene Volk" einstellen, erklärte Obama am Samstag in Washington. "Die iranische Regierung muss verstehen, dass die ganze Welt sie beobachtet. Wir trauern um jedes unschuldige Leben, das verloren geht."

Der iranische Wächterrat hat unterdessen eine Neuauszählung vonzehn Prozent der Wahlurnen bei der umstrittenen Präsidentenwahlzugesagt. Es gebe keine rechtliche Verpflichtung dazu, aber der Ratsei bereit, stichprobenartig zehn Prozent der Urnen zu überprüfen,erklärte Sprecher Abbas Ali Kadchodaei am Samstag im staatlichenFernsehen. Vertreter der anderen Kandidaten seien dazu eingeladen.

Wieder tausende Anhänger der Opposition auf der Straße

Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte amFreitag die Opposition aufgefordert, den offiziell erklärtenWahlsieg von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad zu respektieren unddie Proteste zu beenden. Trotz eines Demonstrationsverbots gingen am Samstag wiedertausende Anhänger der Opposition auf die Straßen und protestierten gegen das offizielle Ergebnis derPräsidentenwahl. Sie riefen "Tod der Diktatur" und "Tod demDiktator".

Polizei und regierungstreue Milizen hätten 50 bis 60 Demonstrantenso schwer verletzt, dass sie in das Imam-Chomeini-Krankenhausgebracht werden mussten, sagten Augenzeugen der NachrichtenagenturAP. Mehrere blutende Demonstranten seien von Mitstreiternweggetragen worden. Einige der Protestierenden hätten daraufhinMotorräder der Milizen in Brand gesteckt.

Bereits in den vergangenen Tagen war es wiederholt zu blutigenAuseinandersetzungen gekommen, mindestens sieben Menschen kamen umsLeben. Das Vorgehen der Staatsmacht am Samstag war aber offenbardas bislang härteste.

Hubschrauber kreisten über der Stadt

Hubschrauber kreisten über der Stadt, die Sirenen von Krankenwagenwaren zu hören. Über der Stadt war schwarzer Rauch zu sehen. Aufdem Revolutionsplatz fuhren laut AugenzeugenberichtenFeuerwehrfahrzeuge auf. Polizei und Milizen hätten außerdem dieStraße zwischen Revolutions- und Freiheitsplatz abgeriegelt, umdort einen Massenaufmarsch zu verhindern, hieß es. Auch dieUniversität von Teheran wurde von Bereitschaftspolizei abgeriegelt.Von dort waren Augenzeugen zufolge ebenfalls die Rufe "Tod demDiktator" zu hören.

Das englischsprachige staatliche Fernsehen berichtete von einerExplosion am Imam-Chomeini-Mausoleum, bei der ein Mensch getötetund zwei Personen verletzt worden seien. Der Schrein liegt rund 20Kilometer südlich der Innenstadt. Der Bericht konnte zunächst nichtbestätigt werden. Die Regierung hat die Berichterstattungunabhängiger Medien stark eingeschränkt.

Mussawi mit Verhaftung gedroht

Die iranische Regierung drohte am Samstag Oppositionsführer MirHossein Mussawi mit Verhaftung, sollten Demonstrationenstattfinden. Der Sekretär des Sicherheitsrats, Abbas Mohtadsch,erklärte auf der Webseite des Innenministeriums, Mussawi werde "fürdie Folgen illegaler Versammlungen" verantwortlich gemacht.

(AP)
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