Medienbericht Zentralrat der Muslime verurteilt Gewalt gegen Demonstranten im Iran

Berlin/Paris/New York · In einem Interview bekräftigt der Zentralrat der Muslime in Deutschland seinen Respekt vor dem Mut der demonstrierenden Frauen im Iran. Dort sind bislang 76 Menschen bei Protesten gestorben. Auch am Dienstag gingen Iraner auf die Straße.

Iranische Frauen protestieren am 26. September in der Stadt Yazd (Videoausschnitt).

Iranische Frauen protestieren am 26. September in der Stadt Yazd (Videoausschnitt).

Foto: AFP/-

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat die Gewalt der iranischen Sicherheitskräfte gegenüber Demonstranten verurteilt. „Viele deutsche Muslime haben großen Respekt vor dem Mut der protestierenden Frauen auf iranischen Straßen“, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). „Sie bangen um Demonstrantinnen und Demonstranten, die brutal von iranischen Sicherheitskräften niedergeknüppelt werden.“

Zugleich warnte Mazyek davor, dass die Entwicklung im Iran hier dazu genutzt werde, „um erneut das Feindbild Muslim zu schüren und so Zwietracht zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zu säen“. Als Beispiel nannte er den Farbanschlag auf eine Moschee in Hamburg am Wochenende, bei dem ein 71-Jähriger leicht verletzt wurde.

In einer Aktuellen Stunde debattiert der Bundestag am Mittwoch über die landesweiten Proteste im Iran. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini, die von der iranischen „Sittenpolizei“ wegen des Vorwurfs festgenommen worden, das islamische Kopftuch nicht den strikten Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Mazyek betonte, dass es aus muslimischer Sicht „weder einen Kopftuchzwang noch einen Zwang, kein Kopftuch zu tragen“ geben dürfe.

Unterdessen sind im Iran am Dienstagabend erneut Demonstranten in mehreren Städten auf die Straße gegangen - in der zwölften Nacht in Folge. Mehrere Frauen nahmen Medienberichten zufolge in verschiedenen Städten ihre Kopftücher ab. Ein Mann soll einen Banner des obersten geistlichen Führers des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, angezündet haben. Aktivisten berichteten, dass es angesichts einer Internetsperre schwieriger werde, Videomaterial zu verbreiten.

Die Sicherheitskräfte im Iran gehen gewaltsam gegen die Proteste vor. Bei den seit zwölf Tagen anhaltenden Protesten wurden laut Aktivisten bislang mindestens 76 Menschen getötet. Nach Angaben der in Oslo ansässigen Nichtregierungsorganisation Iran Human Rights (IHR) waren darunter auch sechs Frauen und vier Kinder.

Behörden sprachen der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars zufolge von bislang „etwa 60 Toten“. Die Polizei meldete der amtlichen Nachrichtenagentur Irna zufolge zehn tote Beamte. Es war unklar, ob diese unter den 60 Toten waren.

Die Behörden erklärten am Montag, dass mehr als 1200 Menschen festgenommen worden seien. Am Dienstag nahmen die Behörden die Tochter des ehemaligen Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani im Osten von Teheran wegen Anstiftung zu Protesten fest, wie die Nachrichtenagentur Tasnim meldete.

Die Frauenrechtsaktivistin war bereits mehrfach mit den Gesetzen der islamischen Republik in Konflikt geraten. Ihr Vater hatte sich für bessere Beziehungen zum Westen eingesetzt.

Nach dem gewalttätigen Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Protestierende sagte die UN-Frauenorganisation UN Women den Frauen im Iran ihre Unterstützung zu. „Wir fordern die zuständigen Behörden auf, die Ausübung der kompletten Menschenrechte in einem sicheren Umfeld ohne Angst vor Gewalt, Anklage oder Verfolgung zu unterstützen und zu ermöglichen“, hieß es in einer in der Nacht zu Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Die Frauen müssten nach Unrecht protestieren dürfen, ohne Repressalien ausgesetzt zu sein. Sie hätten das Recht auf körperliche Autonomie, das beinhalte auch die Wahl ihrer Kleidung.

Die UN-Frauenorganisation forderte die iranischen Behörden auf, den Tod Aminis unabhängig, unparteiisch und unverzüglich zu untersuchen. Die Ergebnisse der Untersuchung müssten veröffentlicht und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

(peng/dpa/AFP)
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