Angst im Iran Wer steckt hinter den Gift-Attacken auf Mädchenschulen?

Teheran · Im Iran reißen die Berichte über mutmaßliche Giftanschläge auf Mädchenschulen nicht ab. Viele Eltern sind in Angst. Steckt eine Extremistengruppe hinter den Angriffen?

Das Archivbild zeigt die Imam Hassan al-Askari Moschee in der Stadt Ghom, wo es bereits im November einen Zwischenfall mit Gift gab.

Das Archivbild zeigt die Imam Hassan al-Askari Moschee in der Stadt Ghom, wo es bereits im November einen Zwischenfall mit Gift gab.

Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Auch am Sonntag meldeten iranische Medien wieder neue Fälle, im Internet wurden Videos gepostet, in denen Kinder über Bein-, Magenschmerzen und Übelkeit klagten. Am Samstag hatte Innenminister Ahmad Wahidi eingeräumt, dass solche Vergiftungen aus mindestens 52 Schulen gemeldet worden seien. Iranische Medien setzen die Zahl noch höher an. Wer dahinter steckt und was das Motiv sein könnte, blieb aber unklar.

Der erste Fall wurde im November aus der Stadt Ghom, gemeldet, die den Schiiten heilig ist. Mittlerweile gibt es in mindestens 21 der 30 iranischen Provinzen Verdachtsfälle, fast ausschließlich in Mädchenschulen. Mehr als 400 Schulkinder sollen seit November erkrankt sein. Berichte über richtig schwere Verläufe oder gar Todesfälle gab es nicht.

Als mögliches Motiv wurde unter anderem diskutiert, ob der oder die Täter Schulbildung für Mädchen ablehnen so wie die extremistischen Taliban im benachbarten Afghanistan. Die Journalistin und ehemalige Abgeordnete Dschamileh Kadiwar schrieb in der Zeitung „Ettelaat“, eine Extremistengruppe namens „Fidajin Welajat“ habe in einer Stellungnahme mit weiteren Vergiftungen gedroht und erklärt, Bildung für Mädchen sei verboten. Am Samstag brachte Kadiwar aber auch die Möglichkeit ins Spiel, es könnte sich um eine „Massenhysterie“ handeln. Auch in Afghanistan gab es vor einigen Jahren ein solches Phänomen unter Hunderten Schulmädchen im ganzen Land, die alle erkrankten, ohne dass ein medizinischer Grund ersichtlich war. Die Weltgesundheitsorganisation WHO attestierte damals eine sogenannte psychogene Massenerkrankung.

Im Iran jedenfalls sind viele Eltern in Panik angesichts der immer neuen Berichte über Vergiftungen, nach denen die Mädchen über Kopfschmerzen, Herzrasen und Bewegungsunfähigkeit klagen. Innenminister Wahidi rief zur Ruhe auf und warf dem Westen vor, mit seinem „Medienterrorismus Angst zu schüren. Präsident Ebrahim Raisi ordnete aber erst am Mittwoch - nachdem westliche Medien darüber berichtet hatten - eine Untersuchung an.

(csi/dpa)
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