Dialog und Drohungen USA halten sich im Iran-Konflikt alle Optionen offen

Washington · Die USA zeigen sich im Konflikt mit dem Iran weiter zu allem entschlossen. Donald Trump droht Teheran, ist jedoch offenbar zu Gesprächen bereit. US-Außenminister Mike Pompeo trifft sich mit Verbündeten im Nahen Osten.

„Ich will keinen Krieg, und wenn es einen gibt, wird es Vernichtung geben, wie man sie vorher nicht gesehen hat“, sagte der US-Präsident in einem Interview mit dem US-Sender NBC. „Aber ich will das nicht tun.“ An die Adresse der iranischen Führung gerichtet sagte Donald Trump in der Fernesehaufzeichnung, sollte sie nicht zu Verhandlungen bereit sein, „könnt Ihr noch lange in einer zerrütteten Wirtschaft leben“. Auf die Frage, ob er Vorbedingungen stelle, antwortete Trump: „Nicht, was mich angeht. Keine Vorbedingungen.“

Seit dem Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen üben die USA maximalen Druck gegen Teheran aus, durch Wirtschaftssanktionen und die Entsendung zusätzlicher Soldaten. Mit den mutmaßlichen Angriffen auf Öltanker an der Straße von Hormus, für die Donald Trump den Iran verantwortlich macht, stiegen die Spannungen. Ende vergangener Woche kam es beinahe zu einer Eskalation, nachdem der Iran eine US-Drohne abgeschossen hatte. Trump ordnete daraufhin nach eigener Darstellung einen Gegenschlag an, stoppte ihn aber, weil - so der Präsident - dabei 150 Menschen ums Leben gekommen wären.

Trump betonte am Samstag, eine militärische Antwort auf den Abschuss der unbemannten Drohne sei noch immer eine Option sei. Im Kurznachrichtendienst Twitter sagte er, er habe den Gegenschlag nicht zurückgerufen, sondern „einfach für diesmal gestoppt“ habe. Zuvor hatte er angekündigt, dass am Montag voraussichtlich neue Sanktionen gegen den Iran verkündet werden sollen.

US-Sicherheitsberater John Bolton, wie US-Außenminister Mike Pompeo ein langjähriger Verfechter eines harten Kurses gegenüber dem Iran, warnte bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem, Teheran solle sich nicht in Sicherheit wiegen. „Niemand hat ihnen eine Jagdlizenz für den Nahen Osten ausgestellt“, sagte er. Teheran solle „die Vernunft und Besonnenheit der USA nicht als Schwäche missverstehen“, drohte er in Jerusalem.

Pompeo ist unterdessen nach Saudi-Arabien aufgebrochen. Dort und in den Vereinigten Arabischen Emiraten will er Gespräche über den Iran-Konflikt führen. Er wolle sicherstellen, "dass wir alle strategisch auf einer Linie liegen", sagte Pompeo. Saudi-Arabien und die Emirate seien "großartige Verbündete in der Herausforderung, die der Iran darstellt". Das sunnitische Saudi-Arabien ist der größte regionale Rivale des schiitischen Iran.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani kritisierte die „interventionistische Militärpräsenz“ Washingtons. Diese sei verantwortlich für die Spannungen im Nahen Osten, sagte Ruhani nach einem Bericht der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna bei einem Treffen mit der Präsidentin der Interparlamentarische Union, Gabriela Cuevas.

Er bekräftigte außerdem die iranische Darstellung, wonach die umstrittene US-Drohne in den iranischen Luftraum eingedrungen sei. „Wir erwarten, dass internationale Organisationen die angemessene Reaktion auf diese Invasions-Handlung zeigen“, wurde er von Irna zitiert. Nach Darstellung der USA flog die Drohne über internationalen Gewässern, als der Iran sie abschoss.

Aus US-Regierungskreisen verlautete unterdessen, dass die US-Cyberstreitkräfte am Donnerstag einen Angriff auf militärische Computer des Irans ausgeführt hätten. Trump habe den Cyberschlag genehmigt, mit dem das computergesteuerte iranische Lenksystem für Raketen deaktiviert worden sei.

(juju/dpa/afp)
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