Krise spitzt sich zu Iran schießt angeblich US-Drohne ab

Teheran · Der Iran hat angeblich eine US-amerikanische Drohne abgeschossen. Dies meldeten am Sonntag mehrere Medien, darunter die halbstaatliche iranische Nachrichtenagentur Fars. Die Nato räumte später den Verlust eines unbemannten Aufklärungs-Flugzeuges ein. Zuletzt hatte sich der Konflikt um das iranische Nuklearprogramm und die Sanktionspolitik des Westens erheblich verschärft.

 Der Iran meldet den Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne.

Der Iran meldet den Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne.

Foto: DOD, AFP

Wie der arabischsprachige Sender El Alam am Sonntag unter Berufung auf Militärkreise berichtete, wurde die unbemannte US-Aufklärungsdrohne vom Typ RQ-170 im Osten des Landes abgeschossen.

Angaben dazu, wo genau die Aufklärungsdrohne abgeschossen wurde, wurden in dem Fernsehbericht nicht gemacht. Der Iran grenzt im Osten an Afghanistan und Pakistan.

Die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete unter Berufung auf einen Militärvertreter, der namentlich nicht genannt wurde, die Drohne sei nach einer Grenzverletzung im Osten des Landes von Einheiten der elektronischen Kampfführung und der Flugabwehr abgeschossen worden. Die Drohne wurde demnach bei dem Abschuss nur "leicht beschädigt" und beschlagnahmt.

Es ist nicht der erste derartige Vorfall

Wenige Stunden später erklärte Isaf-Kommando der Nato in Afghanistan, man habe Ende vergangener Woche über West-Afghanistan die Kontrolle über ein unbemanntes US-Aufklärungsflugzeug verloren. Es könne sich dabei um die Maschine handeln, die Iran eigenen Angaben zufolge in seinem Luftraum abgeschossen hat. Ein Vertreter der US-Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte, erklärte, es gebe derzeit keinerlei Hinweise, dass die abgestürzte Drone abgeschossen wurde.

Die USA setzen vor allem im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan, das als Rückzugsort für Kämpfer der radikalislamischen Taliban und des Terrornetzwerks El Kaida gilt, Drohnen gegen die Aufständischen ein. Die RQ-170 ist eine vergleichsweise neue Aufklärungsdrohne, die US-Luftwaffe bestätigte ihre Existenz erst im vergangenen Jahr. Medienberichten zufolge sind die Maschinen in Afghanistan im Einsatz, um Pakistan und den Iran auszuspähen.

Die Stimmung ist stark angespannt

Der Iran hatte zuletzt im Januar den Abschuss von zwei angeblichen Spionage-Drohnen der USA im Persischen Golf bekannt gegeben. Im Juni erklärte Teheran, russischen Experten abgeschossene US-Drohnen gezeigt zu haben. Zu den Modellen der Maschinen und zum Zeitpunkt ihres Abschusses wurden damals keine Angaben gemacht. Der General Amir Ali Hadschisadeh sagte damals, die Revolutionsgarden hätten die Drohnen "nachgebaut".

Die ohnehin angespannte Beziehung Irans zum Westen war am Dienstag durch die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran weiter verschärft worden. Regierungstreue Demonstranten hatte das Botschaftsgebäude gestürmt, Büros verwüstet und Dokumente verbrannt. Die Proteste richteten sich gegen die jüngste Verschärfung britischer Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms. Großbritannien reagierte mit der Ausweisung aller iranischer Diplomaten, Deutschland und Frankreich riefen ihre Botschafter aus Teheran zurück.

Auch die USA, Kanada und die EU hatten ihre Sanktionen gegen die Regierung in Teheran zuletzt verschärft, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) kürzlich in einem Bericht erstmals "glaubwürdige Hinweise" für eine militärische Dimension des iranischen Atomprogramms auflistete.

Der Iran weist die Vorwürfe zurück und betont weiterhin den zivilen Charakter seines Atomprogramms. Besonders Israel sieht sich jedoch in Gefahr und drohte kürzlich mit Angriffen gegen iranische Atomanlagen.

Westerwelle appelliert

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle rief derweil den Iran zum Einlenken auf. Wenn der Iran zur Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft zurückkehre, könnten die Sanktionen gegen das Land jederzeit zurückgedreht werden, sagte Westerwelle am Sonntag vor einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Ali Akbar Salehi in Bonn. Das liege ganz in der Hand Teherans.

Es gebe "sorgenvolle Entwicklungen" und "Spannungen, die wachsen", sagte der Minister mit Blick auf das iranische Nuklearprogramm und die jüngste Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran. "Aber es ist notwendig, dass wir im Gespräch bleiben."

(AFP/dapd/REU)
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