Wächterrat dementiert Fernsehberichte Iran: Frauen dürfen doch nicht antreten

Teheran (rpo). Offenbar dürfen bei der iranischen Präsidentenwahl im Juni doch keine Frauen antreten. Der konservative Wächterrat dementierte am Samstagabend über die staatlichen Medien vorherige Berichte, wonach er erstmals seit der Islamischen Revolution 1979 die Kandidatur von Frauen zugelassen hat.

"An der bisherigen Haltung des Wächterrats hat sich nichts geändert", sagte der Sprecher des Gremiums, Gholamhossein Elham, im staatlichen Fernsehen. Den ganzen Tag über hatte das Fernsehen demgegenüber überraschend gemeldet, der Wächterrat habe die Kandidatur von Frauen erlaubt. "Wenn sie über die erforderliche Qualifikation verfügen, können sich auch Frauen um die Präsidentschaft bewerben", zitierte das Fernsehen Elham.

Es gab vorerst keine Erklärung für die widersprüchlichen Berichte. Unklar blieb, ob es sich bei der ersten Meldung um ein Versehen handelte, oder ob der Wächterrat tatsächlich seine bisherige Haltung geändert und dann wieder einen Rückzieher gemacht hat.

Die iranische Verfassung ist hinsichtlich des Geschlechts der zur Wahl zugelassenen Kandidaten nicht eindeutig. Darin heißt es, der Präsident müsse aus der Gruppe politischer "Ridschal" gewählt werden. Das arabische Wort "Ridschal" kann Mann, im obigen Zusammenhang aber auch einfach politische Persönlichkeit bedeuten. Das Wort "Ridschal" sei hier nicht geschlechtsspezifisch, sagte Elham dem Fernsehen zufolge. Der Sender brachte am Abend zwar das Dementi über die Zulassung der Kandidatur von Frauen, wiederholte jedoch diese vorher gesendeten Einlassungen Elhams.

Die bislang ranghöchste iranische Politikerin ist die amtierende Vizepräsidentin Masumeh Ebtekar. Sie war 1997 von Präsident Mohammed Chatami eingesetzt worden; praktisch ist ihr Rang aber niedriger als der eines Ministers. Über die Nachfolge Chatamis, der nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit nicht noch einmal antreten kann, sollen die Wähler am 17. Juni entscheiden.

(ap)
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