Empörung über Festnahme eines Diplomaten Iran bestellt deutschen Botschafter ein

Berlin/Teheran · Die Beziehungen zwischen Iran und Deutschland sind angespannt, weil sich ein iranischer Diplomat vorübergehend in Frankfurt am Main festgenommen wurde. Teheran reagierte empört. Unabhängig von dem Vorfall drohte das Militär erneut mit einer Blockade der Straße von Hormus.

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"Wir haben den deutschen Botschafter in Teheran einbestellt und ihm unseren Protest weitergeleitet", zitierte die iranische Nachrichtenagentur IRNA Vize-Außenminister Hassan Ghaschghawi. Der Iran erwarte von der Bundesrepublik eine Erklärung für den Vorfall. Das Auswärtige Amt bestätigte am Samstag lediglich, dass der deutsche Botschafter für ein Gespräch im Außenministerium gewesen sei, wollte sich aber nicht zum Hintergrund äußern.

Die diplomatischen Beziehungen sind ohnehin angespannt, weil Deutschland und andere westliche Länder den Iran verdächtigen, den Bau von Atombomben zu planen.

Wie mehrere Zeitungen übereinstimmend berichten, hatte bereits am 25. Juni in Frankfurt eine Frau die Polizei alarmiert, weil der Iraner ihre zehnjährige Tochter auf der Straße angefasst und zu küssen versucht haben soll. Die Polizei habe den Beschuldigten in Gewahrsam genommen, ihn aber freigelassen, als der Diplomatenpass vorgezeigt wurde. Das hessische Justizministerium bestätigte am Samstag, dass es Ermittlungen in dem Fall gebe. Die Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Der Leiter des auswärtigen Ausschusses im iranischen Parlament, Alaeddin Borudscherdi, warf der Bundesrepublik vor, die diplomatische Immunität und internationale Konventionen verletzt zu haben. Der Vorfall sei "ein im voraus geplantes Szenario, um dem Iran im Ausland ein schlechtes Image zu geben".

Derweil hat der Iran hat erneut mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht, durch die ein Fünftel der weltweiten Erdöllieferungen verschifft werden. Der strategisch wichtige Schifffahrtsweg werde geschlossen, wenn die Interessen Teherans ernsthaft in Gefahr seien, sagte der iranische Generalstabschef Hassan Firusabadi am Samstag dem staatlichen Fernsehsender Press TV.

"Wir haben einen Plan, die Straße von Hormus zu schließen. Eine schiitische Nation (Iran) agiert vernünftig und würde einer Unterbrechung der Schifffahrtsroute nicht zustimmen ... es sei denn unsere Interessen sind ernsthaft bedroht", sagte Firusabadi.

Die EU will den Iran mit den Sanktionen zu einem Einlenken im Konflikt um dessen umstrittenes Atomprogramm bewegen. Iranische Abgeordnete haben bereits eine Gesetzesvorlage vorbereitet, die Tanker stoppen soll, die in Länder fahren, die sich dem Importstopp von iranischem Öl angeschlossen haben. Parlamentssprecher Ali Laridschani sagte aber am Samstag nach Angaben iranischer Medien, das Parlament habe die Vorlage noch nicht geprüft.

Die mächtige iranische Revolutionsgarde hatte bereits in der Vergangenheit damit gedroht, die Straße von Hormus zu schließen, wenn die iranischen Ölexporte blockiert würden.

(dpa/dapd)
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