Wegen Rufschädigung Irak: Übergangsregierung kündigt Festnahme Tschalabis an
Dubai (rpo). Die irakische Übergangsregierung hat die Festnahme des Schiitenpolitikers Ahmed Tschalabi angekündigt. Er soll nach dem Opferfest Interpol übergeben werden. Tschalabi galt einst als Günstling der USA, verlor das Vertrauen aber wieder wegen angeblicher Falschinformationen.
Tschalabi werde verhaftet und Interpol übergeben, sagte der irakische Interims-Verteidigungsminister Hasem el Schaalan am Samstag dem katarischen Nachrichtensender El Dschasira. Der einstige US-Vertraute habe seine Reputation und die des Verteidigungsministeriums "befleckt", gab Schaalan als Grund an. Er warf Tschalabi ferner vor, bei der Insolvenz der jordanischen Petra-Bank "1500 Familien um ihr tägliches Brot bestohlen" zu haben. Die Festnahme werde nach dem Opferfest erfolgen, das derzeit von Moslems weltweit gefeiert wird.
Ein Sprecher der von Tschalabi geführten Schiitenpartei Irakischer Nationalkongress (INC) brachte die Anschuldigungen Schaalans mit Äußerungen des Schiitenpolitikers über das Verschwinden von Regierungsgeldern in Verbindung. Dabei habe Tschalabi aber "niemanden beschuldigt", betonte sein Sprecher. Er habe allein darauf hingewiesen, dass "Millionen von Dollar mit einem Flugzeug transportiert wurden und den irakischen Staat zu Ermittlungen aufgerufen", sagte Haidar el Musawi laut El Dschasira.
Der Exil-Iraker Tschalabi galt nach dem Einmarsch der US-Truppen im Irak als Günstling der US-Regierung, verlor das Vertrauen Washingtons aber später, angeblich unter anderem wegen Falschinformationen zu damals im Irak noch vermuteten Massenvernichtungswaffen. In Jordanien war Tschalabi 1992 nach dem Zusammenbruch des von ihm gegründeten Bankhauses Petra-Bank wegen Betruges und Unterschlagung zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im vergangenen September wurde ein Verfahren gegen Tschalabi vor einem irakischen Gericht wegen angeblicher Geldfälschung aus Mangel an Beweisen eingestellt.
