Islamistische Kämpfer im Irak Isis betreibt Propaganda mit WM-Hashtags

Berlin · Sie erobern Tag für Tag neue Städte im Irak, eroberten zuletzt zwei wichtige Grenzübergänge: Die Kämpfer der islamistischen Organisation. Aber der Krieg gegen die schiitischen Machthaber von Regierungschef Nuri al-Maliki spielt sich nicht nur auf dem Schlachtfeld ab, sondern auch im Netz. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Der Vormarsch der islamistischen Isis im Irak spiegelt sich auch im Internet wider. Dort nutzt die sunnitische Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) systematisch soziale Netzwerke für ihre Zwecke.

Wie setzt Isis Online-Netzwerke ein?

Offenbar gehen die Extremisten gezielt vor. Zusätzlich zu eigenen Profilen unterhielten sie eine App, mit der Twitter-Nutzer dem Isis-Netzwerk beitreten konnten. Einmal installiert, schickte die App Botschaften über die eigenen Accounts der Nutzer, berichtete die US-Webseite "The Atlantic". Dadurch wurden die Isis-Tweets massenhaft verbreitet. "Isis hat online nicht nur starke eigene Unterstützung", schreibt "The Atlantic". "Sie setzten auch Social-Media-Strategien ein, um ihre Botschaft zu kontrollieren und aufzublähen." Die Isis-App sei inzwischen aus der Download-Plattform entfernt worden. Die Extremisten stellten zudem Fotos ins Netz, auf denen angeblich Hinrichtungen zu sehen waren.

Was Dschihadisten im Netz posten
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Foto: Screenshot

Wie die britische Zeitung "Independent" berichtet, nutzt die Terrororganisation auch Hashtags zur Fußball-WM, um ihre Propaganda zu verbreiten. Tatsächlich sind bei Twitter Dutzende Einträge zu finden, die die Hashtags #Isis und #WC2014, aber auch die jeweils aktuellen Spiele des Tages miteinander verbinden. So wurde etwa ein Video mit dem Titel "Es gibt kein Leben ohne Dschihad" gepostet. Auch die Eroberung der alten Chemiewaffenfabrik hat ein User mit einem WM-Hashtag verknüft.

Wie reagiert die irakische Regierung?

Die Regierung versucht, die Propaganda zu unterbinden. Telefon- und Internetverbindungen sind in dem arabischen Land immer wieder unterbrochen. Zudem werden Webseiten offenbar gezielt blockiert. Der Internet-Analysedienst Renesys berichtete von einer Anordnung des irakischen Kommunikationsministeriums zur Sperre von Online-Netzwerken und Apps. Die Analysefirma Akamai erklärte via Twitter, sie habe in der vergangenen Woche mehrfach Unterbrechungen der Internetanbindung im Irak beobachtet.

Halbe Million Iraker fliehen vor Angriffen auf Mossul
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Was bedeutet das für die Nutzer?

Eine komplette Internetsperre schneidet reguläre Nutzer von Informationen ab. Sind allein einzelne Webseiten blockiert, können irakische Internetnutzer die Sperren unter Umständen umgehen. Das geht etwa, indem sie über das Anonymisierungsnetzwerk Tor surfen. Die Nutzerzahlen von Tor sind seit Beginn des Konflikts sprunghaft angestiegen. Etwa 12.000 Nutzer wählen sich nach Schätzungen von Tor aus dem Irak ein.

Was tun die Online-Netzwerke?

Twitter und Facebook verweisen auf die Regeln der Netzwerke, die Gewaltdrohungen verbieten. Facebook entfernt Inhalte, die als Androhung körperlicher Gewalt oder "Bedrohung der öffentlichten Sicherheit" eingestuft werden. "Sie dürfen andere nicht ernsthaft bedrohen oder tatsächliche Gewalt organisieren", erklärte eine Sprecherin. Twitter will Anfragen zu einzelnen Profilen nicht kommentieren, erklärt aber ebenfalls, dass über das Online-Netzwerk keine direkten Gewaltdrohungen verbreitet werden dürfen.

(dpa)
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