Isis-Kämpfer erobern weitere Stadt USA erwägen Kooperation mit Iran in Irak-Krise
Bagdad · Der Ansturm der Extremisten im Irak ist kaum zu stoppen. Das könnte zu einer ungewöhnlichen Allianz führen. Zumindest die USA sind grundsätzlich zu einer Zusammenarbeit mit Iran bereit.
Die irakische Regierung und die USAwollen den Vormarsch der radikalislamischen Extremisten im Norden des Landes mit allen Mitteln stoppen. Die Regierung in Washington schließe dabei auch eine militärische Zusammenarbeit mit dem Iran nicht aus, sagte US-Außenminister John Kerry am Montag. Die Kämpfer der sunnitischen Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) nahmen eine weitere strategisch wichtige Stadt ein.
Angesichts der Unterstützung des schiitischen Irans für die ebenfalls schiitisch geführte Regierung in Bagdad seien auch die USA "offen für Diskussionen" mit Teheran, wenn es zu einem Ende der Gewalt beitragen könne, sagte Kerry dem Nachrichtenportal "Yahoo! News". Er würde nichts ausschließen, was konstruktiv sein könnte, jeglicher Kontakt mit dem Iran müsse aber Schritt für Schritt vorangehen, erklärte Kerry.
Aus US-Regierungskreisen verlautete, dass Vizeaußenminister William Burns das Thema am Rande der am Montag wieder angelaufenen Atomverhandlungen in Wien mit der iranischen Delegation besprechen könnte.
Auch Drohnenangriffe könnten laut Kerry nach wie vor eine Möglichkeit sein, um Isis Einhalt zu gebieten. "Sie sind nicht die ganze Antwort, aber könnten sehr wohl eine der Optionen sein, um den Lauf der Dinge aufzuhalten", sagte der Außenminister.
Bereits jetzt haben die USA mehrere Kriegsschiffe im Persischen Golf stationiert, von denen aus auch Angriffe koordiniert werden könnten - unter anderem den Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" und mittlerweile auch das Amphibien-Transportdockschiff "USS Mesa Verde", wie das Pentagon mitteilte. Die Schiffe würden Präsident Barack Obama "zusätzliche Optionen zum Schutz amerikanischer Bürger und Interessen im Irak" geben, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Nachdem ihr Vormarsch zuletzt ein wenig ins Stocken geraten war, konnten die Isis-Kämpfer am Montag wieder eine wichtige Stadt erobern. Der Bürgermeister der 200000-Einwohner-Stadt Tal Afar, Abdulal Abdul, sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Stadt sei vor dem Morgengrauen von sunnitischen Kämpfern eingenommen worden. Die Eroberung brachte die Isis-Kämpfer ihrem Ziel näher, ihre Gebiete im Irak und Syrien miteinander zu verbinden. Tal Afar liegt an der Autobahn zwischen Mossul und Syrien ist nur 150 Kilometer von der Grenze entfernt.
Die Hauptstadt Bagdad war zunächst nicht mehr in unmittelbarer Gefahr, den sunnitischen Extremisten in die Hände zu fallen. Die USA verstärkten aber die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Botschaft und verlegten einige Mitarbeiter in andere Landesteile im Irak oder nach Jordanien. Nach Angaben aus Militärkreisen wurden 100 Soldaten an die Botschaft beordert. Pentagon-Sprecher Kirby sprach von einer "kleinen Zahl", betonte aber, dass jederzeit Verstärkung eingeflogen werden könne.
Auch die irakischen Sicherheitskräfte, deren Mitglieder beim ersten Ansturm von Isis in Mossul und Tikrit vergangene Woche noch geflohen waren, leisteten mittlerweile offenbar mehr Widerstand. Bei Einsätzen außerhalb Bagdads seien innerhalb von 24 Stunden 56 "Terroristen" getötet worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte bei einer Rede vor Freiwilligen der neuen Schiiten-Milizen am Sonntag gelobt, die von Isis kontrollierten Gebiete komplett zurückzuerobern. "Wir werden marschieren und jeden Zentimeter befreien, den sie verunstaltet haben, vom nördlichsten zum südlichsten Punkt des Landes."
Isis bot kurdischer Armee angeblich Waffenstillstand an
Die Terrorgruppe Isis soll der kurdischen Armee am Sonntagabend einen Waffenstillstand angeboten haben. Die Dschihadisten hätten einen Kurier zum kurdischen Stützpunkt bei Tus Churmatu im Ostirak geschickt, berichtete die kurdische Nachrichtenseite "Rudaw" am Montag. Demnach habe der Kurier angeboten: "Wenn Ihr uns nicht angreift, greifen auch wir nicht an."