Nach Protesten in Paris und London IOC erwägt Abbruch des Fackellaufs

Peking (RPO). Nach den massiven Protesten gegen den olympischen Fackellauf in London und Paris wird im Internationalen Olympischen Kommitee (IOC) über einen Abbruch des internationalen Teils der Tour nachgedacht. In San Francisco, wo die Fackel am Mittwoch erwartet wird, kaperten China-Kritiker die Golden Gate Bridge.

Proteste beim Olympischen Fackellauf
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"Ich bin mir sicher, dass darüber diskutiert wird", sagte Gunilla Lindberg, IOC-Vizepräsidentin aus Schweden, zu einem möglichen Abbruch des Fackellaufs. Nächste geplante Station des Feuers ist San Francisco, weitere 15 Orte inklusive Hongkong und Macau stehen danach an, ehe der mit einer Gesamtstrecke von 137.000 Kilometern längste Fackellauf der Geschichte am 4. Mai seine Tour durch China beginnen soll.

"Das in demokratischen Ländern herrschende Recht der Demonstrationsfreiheit wird von professionellen Demonstranten ausgenutzt. Aber wir wussten vorher, dass London, Paris und San Francisco die gefährdetsten Stationen sein werden", meinte der Australier Kevan Gosper, Vizechef der Koordinierungskommission für die Sommerspiele 2008.

Zugleich sprach er sich dafür aus, für die Zukunft über Änderungen nachzudenken. "Wir sollten darüber diskutieren, das Feuer nur noch von Olympia ins Gastgeberland zu tragen."

Jetzt sollte es aber keinen Halt geben, meinte der Darmstädter Klaus Schormann, Präsident des Weltverbandes der Modernen Fünfkämpfer: "Der Respekt gegenüber Athleten und dem Sport bleibt auf der Strecke. Es muss weitergehen, man darf sich nicht erpressen lassen."

Das Pekinger Organisationskommitee BOCOG versicherte, nichts könne das Feuer stoppen: "Der Fackellauf wird mit der Unterstützung von Menschen aus der ganzen Welt seine Reise fortsetzen", sagte BOCOG-Sprecher Sun Weide in Peking. "Die verabscheuungswürdigen Aktivitäten der Demonstranten trüben den hochfliegenden olympischen Geist", erklärte Jiang Yu, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

China hat die Proteste gegen den Fackellauf scharf kritisiert. Vier Monate vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele haben die Behörden zudem die Einreisebestimmungen für Ausländer verschärft. Bis Mitte Oktober würden keine Visa zur mehrfachen Einreise mehr ausgegeben, teilten Mitarbeiter von Reisebüros am Dienstag mit. Das chinesische Außenministerium lehnte auf Anfrage eine Stellungnahme ab.

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy zeigte Verständnis für die Kränkung Chinas nach dem chaotischen Fackellauf in Paris geäußert, Peking aber zugleich zu einem Dialog mit dem Dalai Lama aufgefordert. Es habe sich ein "trauriges Schauspiel" in Paris abgespielt. Es müsse verhindert werden, "dass die olympische Fackel zur Geisel genommen wird", sagte Sarkozy am Dienstag im südwestlichen Cahors.

(sid)
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