Nobelpreisträgerin Suu Kyi Internationale Freude über Freilassung

Rangun (RPO). Die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ist nach 15 Jahren Gefängnis und Hausarrest wieder frei. Die Aufhebung des Hausarrests sorgte international für Freude. Nach Angaben der Junta gelten für Suu Kyi keine Auflagen. Die Friedensnobelpreisträgerin sei "völlig frei", sagte ein Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. "Sie ist völlig frei - es gibt absolut keine Bedingungen."

Aung San Suu Kyi wieder frei
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Amnesty International rief derweil die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN, China, Indien und die UN auf, auf ein Ende politisch motivierter Inhaftierungen in Birma zu dringen. Die Menschenrechtsorganisation prangerte katastrophale Haftbedingungen an: Unter anderem erhielten die politischen Häftlinge nicht ausreichend Nahrung. Viele seien in einem schlechten Gesundheitszustand.

In Deutschland und auch international sorgte die Aufhebung des Arrests für große Freude. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: "Aung San Suu Kyi ist eine Symbolfigur für den weltweiten Kampf für die Verwirklichung der Menschenrechte. Ihre Gewaltlosigkeit und Unnachgiebigkeit haben sie zu einem bewunderten Vorbild werden lassen."

Grünen-Chefin Claudia Roth nannte Suu Kyi eine "ganz außergewöhnliche, mutige Frau, deren unermüdlicher Kampf für Menschenrechte und Demokratie weltweit ein leuchtendes Beispiel ist". Ihre Freilassung stärke die Demokratiebewegung in Birma, wo Menschen- und Grundrechte von den Militärmachthabern weiter brutal mit Füßen getreten würden, erklärte Roth.

Die Linke-Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst betonten: "Keine Macht kann auf Dauer das Volk von Myanmar unterdrücken". Beide lobten die "Kraft, Besonnenheit und Zuversicht, die sich Aung Suu Kyi, trotz langjähriger Gefängnisstrafen und Hausarrests, bewahrte. Diese Stärke, strahlt auf die demokratische Bewegung in Myanmar aus und wird letztlich erfolgreich sein."

Obama: "Meine Heldin"

Obama nannte Suu Kyi "meine Heldin". Ob Suu Kyi unter Hausarrest stehe oder in ihrem Land gefangen gehalten werde, ändere nichts an der Tatsache, dass die von ihr vertretene Bewegung "systematisch zum Schweigen gebracht wurde" und der Möglichkeit beraubt worden sei, einen politischen Prozess in Gang zu setzen, der zu einem Wandel in dem südostasiatischen Vielvölkerstaat führen könnte.

Der britische Premierminister David Cameron erklärte, dieser Schritt sei überfällig. "Aung San Suu Kyi ist eine Inspiration für jeden von uns, der an Redefreiheit, Demokratie und Menschenrechte glaubt", erklärte er.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erklärte, es sei nun entscheidend, dass Suu Kyi "uneingeschränkte Bewegungs- und Redefreiheit hat und voll am politischen Prozess ihres Landes teilhaben kann".

Lächelnd und unbeugsam zeigte Suu Kyi sich am Samstag ihren jubelnden Anhängern, die zu Tausenden zum Haus der Friedensnobelpreisträgerin strömten. "Wenn wir in Eintracht zusammenarbeiten, werden wir unser Ziel erreichen. Wir haben noch eine Menge zu tun", sagte die 65-Jährige, die sich zur Feier des Tages eine Blume ins Haar gesteckt hatte. Die Menge brach immer wieder in Freudenrufe aus und sang die Nationalhymne.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen

Vor der Freilassung hatte ihr die Junta offiziell die Aufhebung ihres Hausarrests verlesen, wie ein Gewährsmann mitteilte. Die Friedensnobelpreisträgerin durfte damit ihr Haus zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder verlassen.

Die Junta hatte die Sicherheitsvorkehrungen in Rangun verschärft. An vielen Orten fuhren Lastwagen mit Bereitschaftspolizisten vor, wie oft in Birma während politischer Spannungen.

Die ersten Wahlen seit 20 Jahren hatten vergangene Woche stattgefunden. Kritiker halten sie aber für eine Farce, mit der sich die Militärregierung eine Legitimation verschaffen will. Eine der Junta genehme Partei gewann dann auch eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments. Suu Kyi hielt die Wahlen von vorneherein für manipuliert und forderte ihre Nationale Liga für Demokratie (NLD) zum Boykott auf, was die Auflösung der Partei zur Folge hatte.

Ganz anders 1990, bei der vorangegangenen Wahl: Damals verbuchte Suu Kyis NLD einen deutlichen Sieg. Die Streitkräfte weigerten sich aber, ihre Macht abzugeben, und gingen gegen die Demokratiebewegung vor. Seitdem hat Suu Kyi mehr als 15 Jahre im Gefängnis oder unter Hausarrest verbracht.

(dapd/AFP/top)
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