Bombenanschlag in Afghanistan Innenministerium vermutet gezielten Anschlag

Kabul (RPO). Bei dem Bombenattentat auf vier deutsche Polizisten bei Kabul handelt es sich offenbar um einen gezielten Anschlag. Diesen Verdacht äußerte der Sprecher des Innenministeriums, Sprecher Matthias Wolf, am Mittwoch in Berlin. Die Bundesregierung will trotz der Bluttat an ihrem Engagement in Afghanistan festhalten.

Übergriffe auf Deutsche in Afghanistan
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Foto: AP

Bei dem Anschlag waren am Mittwochmorgen drei Botschaftsschützer ums Leben gekommen, als ihr Fahrzeug auf einen Sprengsatz fuhr. Wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bekannt gab, wurde ein vierter Polizist verletzt. Er befand sich aber außer Lebensgefahr. Nach Schäubles Mitteilung fuhren die Beamten auf dem Weg zu einem Dienst-Training auf den Sprengsatz. Zwar hätten sie ein besonders geschütztes Fahrzeug benutzt, doch sei die Explosion so stark gewesen, dass "trotz allen Schutzes die schrecklichen Folgen eingetreten sind".

Das Bundeskriminalamt schickte Experten nach Kabul, um sich an der Aufklärung des Attentats zu beteiligen. Die Bundesanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung auf. Nach Informationen von Schäubles Sprecher Matthias Wolf ist es das erste Mal, dass deutsche Polizisten im Afghanistan-Einsatz getötet wurden. Bislang ließen 25 Bundeswehrsoldaten dort ihr Leben.

Tödlich verletzt wurden den Angaben zufolge zwei Beamte des Bundeskriminalamtes und ein Mitglied der Bundespolizei, die für den Schutz der Botschaft zuständig waren. Nach Angaben des Landesinnenministeriums in Baden-Württemberg, war eines der drei Opfer ein 39-jähriger Polizeiobermeister, der vom Polizeipräsidium Karlsruhe an das Bundeskriminalamt abgeordnet worden war.

Bundesinnenminister Schäuble versicherte, dass alle Maßnahmen zum Aufbau und zur Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte gemeinsam mit den europäischen Partnern zielstrebig fortgeführt würden. Derzeit befinden sich Wolf zufolge 40 bis 50 deutsche Polizeiausbilder in Afghanistan.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betonte, die besonderen Risiken und Gefahren, die der Einsatz mit sich bringe, bedeute nicht, dass man in den Bemühungen um eine Stabilisierung des Landes nachlassen dürfe. Ein stabiles Afghanistan sei "im ureigensten deutschen Sicherheitsinteresse".

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte eine bessere Vorbereitung von Beamten auf risikoreiche Aufgaben im Ausland gefordert. Das Risiko für die in krisengeschüttelten Ländern eingesetzten Polizisten steige enorm.

(afp)
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