Neue Klimaziele Industrie- und Schwellenländer einig

L'Aquila (RPO). Schulterschluss beim G-8-Gipfel: Die traditionellen Industriestaaten und die aufstrebenden Wirtschaftsmächte wie China und Indien haben sich erstmals auf ein gemeinsames Klimaziel verständigt. Die Erderwärmung soll im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zwei Grad nicht überschreiten.

Die wichtigsten Beschlüsse des G-8-Gipfels
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Foto: AFP

Konkrete Ziele für die Reduktion von Treibhausgasen wurden allerdings nicht vereinbart. Die G-8 der führenden Industrieländer will die Emissionen bis 2050 weltweit halbieren. Die Schwellenländer sträuben sich aber dagegen, weil sie erst mittelfristige Ziele etwa bis 2020 von den Industriestaaten erwarten.

Die Einigung auf das Zwei-Grad-Ziel gilt trotzdem als deutlicher Fortschritt auf dem Weg zu einem neuen UN-Klimaabkommen, das im Dezember in Kopenhagen beschlossen werden soll. Industrie- und Schwellenländer rückten auch im Kampf gegen Wirtschaftskrise und Armut enger zusammen. Sie wollen zusammen für eine bessere Förderung der Landwirtschaft in den ärmsten Ländern sorgen und einen Abschluss der Verhandlungen über eine Liberalisierung des Welthandels im kommenden Jahr erzielen.

"Die Weltregierung muss sich ändern"

Angesichts der wachsenden Rolle von Ländern wie China und Indien in der Weltpolitik, setzten sich Deutschland und Frankreich in L'Aquila für eine Reform der globalen Entscheidungsstrukturen ein. "Die Zahl der Gipfel ist jetzt natürlich zu viel", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel und bekräftigte ihren Vorschlag, die G-20 zum maßgeblichen Entscheidungsgremium für Fragen wie Klimaschutz, Finanzordnung oder Armutsbekämpfung zu machen. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy nannte als Alternative zu einer G-20 eine G-14.

Nach gemeinsamer Auffassung der beiden soll die G-8 künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, aber nicht ganz verschwinden. Eine Entscheidung, welche Gruppe künftig das Sagen hat, erwartet die Kanzlerin entweder schon beim nächsten G-20-Gipfel in Pittsburgh Ende September oder nächstes Jahr beim G-8-Gipfel in Kanada. "Es kommt dann zum Schwur: Wenn nicht in Pittsburgh, dann danach", sagte Merkel.

Sarkozy sagte, er habe sich bereits seit langem für eine G-14 eingesetzt. Diese würde aus der G-8 der führenden Industrieländer, der G-5 der wichtigsten Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika plus Ägypten bestehen. "Die Weltregierung muss sich ändern. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und haben die Institutionen des 20. Jahrhunderts", sagte Sarkozy.

Entwicklungshilfe soll nicht gekürzt werden

Die G-8 und die G-5 hatten bereits 2007 in Heiligendamm für zunächst zwei Jahre eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Nun verabschiedeten sie zum ersten Mal ein gemeinsames Dokument, in dem sie unter anderem vereinbarten, dass sie trotz Wirtschaftskrise die Entwicklungshilfe für Afrika unvermindert fortsetzen wollen. "Es wäre ganz falsch, jetzt in der Krise auf Entwicklungshilfe zu verzichten oder sie zu reduzieren", sagte Merkel.

Am Nachmittag nahmen auch Indonesien, Südkorea und Australien an den Gesprächen teil. Zusammen mit der G-8 und der G-5 verabschiedeten sie die Klimaschutzerklärung mit dem Zwei-Grad-Ziel. Die G-8 hatte sich bereits am Mittwoch auf diese Marke verständigt. "Damit ist der Rahmen für die Verhandlungen in Kopenhagen gesetzt", sagte Merkel.

US-Präsident Barack Obama sagte, die weltweite Rezession mache es zwar schwerer, internationale Klimaschutzabkommen zu vereinbaren. Die Staats- und Regierungschefs müssten aber der "Versuchung des Zynismus" widerstehen und vorwärtsdrängen, sagte er.

G-8 "ernsthaft besorgt" über Lage im Iran

In einer Erklärung zur Außenpolitik zeigten sich die G-8-Staaten "ernsthaft besorgt" über die Niederschlagung der Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Zugleich bekräftigten sie ihren Willen zu einer diplomatischen Lösung des Atomkonflikts und gaben Teheran bis zum September Zeit, auf das Gesprächsangebot Obamas einzugehen. Neue Sanktionen gegen den Iran forderten die acht Staats- und Regierungschefs in L'Aquila indes nicht.

(AP)
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