Knappe Entscheidung erwartet Indonesier wählen neuen Präsidenten

Jakarta · Es ist die Drittgrößte Demokratie der Welt: In Indonesien hat heute die Präsidentschaftswahl begonnen. Es wird ein knappes Rennen zwischen einem integer geltenden Reformer und dem Schwiegerson des früheren Diktators.

So wählt Indonesien einen neuen Präsidenten
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In Indonesien hat am heutigen Mittwoch die Präsidentschaftswahl begonnen. Bei dem Urnengang in der drittgrößten Demokratie der Welt stehen die rund 190 Millionen Wahlberechtigten vor einer ungemein knappen Richtungsentscheidung: zwischen dem als politisch integer geltenden Reformer Joko Widodo und den wohlhabenden Ex-General Prabowo Subianto, dem Schwiegersohn des früheren Diktators Suharto.

Unentschlossenen sind Zünglein an der Waage

Bis vor wenigen Monaten galt Widodo, der es aus einfachen Verhältnissen bis zum Gouverneur von Jakarta schaffte, als sicherer Sieger. Doch Subianto holte durch nationalistische Rhetorik und unerwartete Unterstützung der Regierungspartei in Umfragen zuletzt dramatisch auf. Wenn die Wähler an die Urnen gehen, dürften deshalb nach Ansicht von Experten die Unentschlossenen das Zünglein an der Waage sein. Widodos Vorsprung schrumpfte von mehr als zwölf Prozentpunkten im Mai auf 3,5.

Die beiden Kandidaten repräsentieren nicht nur verschiedene politische Richtungen, sondern pflegen auch einen völlig unterschiedlichen Stil. Widodo, besser bekannt unter seinem Spitznamen Jokowi, gilt als Mann der gemäßigten Töne, der auch immer wieder zu spontanen Besuchen in den Elendsvierteln Jakartas auftaucht. Im Lager der Reformer wird er auch deshalb als Hoffnungsträger gesehen, weil er der erste Kandidat bei einer Direktwahl ist, der keine Verbindungen zur Politik der Suharto-Ära hat.

Angst for autoritärer Staatsführung

Subianto ist bekannt für donnernde Wahlkampfreden und ein Faible für teure Autos. Er genießt die Unterstützung der meisten islamistischen Hardliner. Auch die Demokratische Partei des scheidenden Amtsinhabers Susilo Bambang Yudhoyono stellte sich vor zwei Wochen hinter den Ex-General, dem Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft Suhartos bis 1998 vorgeworfen werden. Ausländische Investoren fürchten, dass das Land mit ihm zum Protektionismus und einer autoritäreren Staatsführung zurückkehren könnte.

(ap)
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