Fünf Todesfälle in Papua Indonesien wählt ein neues Parlament

Jakarta (RPO). In Indonesien ist am Donnerstag ein neues Parlament gewählt worden. Der Urnengang verlief weitgehend friedlich, nur in der östlichen Provinz Papua kamen bei gewalttätigen Zwischenfällen fünf Menschen ums Leben. Bei der dritten Wahl seit dem Sturz der autoritären Suharto-Regierung 1998 wurden der Demokratischen Partei (PD) von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono Hochrechnungen zufolge die größten Chancen eingeräumt.

Indonesiens Weltkulturerbe: Heiligtum Borobodur
8 Bilder

Indonesiens Weltkulturerbe: Heiligtum Borobodur

8 Bilder

Nach der Auszählung der Stimmen aus 2100 von insgesamt rund 520. 000 Wahllokalen lag die liberalkonservative PD von Amtsinhaber Yudhoyono mit 18,6 Prozent in Führung. Zweitstärkste Kraft im Parlament in Jakarta würde nach der Hochrechnung des Meinungsforschungsinstituts LSI die konservative Golkar des 2008 gestorbenen langjährigen Diktators Suharto mit 15,6 Prozent der Stimmen. Auf dem dritten Platz liegt demnach die Demokratische Partei des Kampfes (PDI-P) von Yudhoyonos Amtsvorgängerin Megawati Sukarnoputri mit 15,4 Prozent. Mit amtlichen Ergebnissen wird erst in ein bis zwei Wochen gerechnet.

Vor der Wahl waren weiteren sechs von insgesamt 38 antretenden nationalen Parteien Chancen eingeräumt worden, ins neue Parlament einzuziehen. Auf der Wählerliste stand auch eine Deutsche: Auf der beliebten Urlaubsinsel Bali trat die gebürtige Hamburgerin Petra Odebrecht für die Partei der Demokratischen Erneuerung (PDP) an. Den islamischen Parteien wurden in dem Land mit der zahlenmäßig größten muslimischen Bevölkerung der Welt Verluste vorausgesagt.

171 Millionen Wahlberechtigte

Insgesamt waren rund 171 Millionen Menschen aufgerufen, über die Vergabe der 560 Sitze im Parlament zu entscheiden. Neu gewählt wurden außer dem Abgeordnetenhaus auch die Regionalversammlung sowie die Vertretungen auf Provinz- und Kommunalebene.

Der Ausgang der Parlamentswahl hat auch Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahl im Juli. Parteien, die über 25 Prozent der Stimmen oder 20 Prozent der Sitze verfügen, dürfen einen eigenen Kandidaten für das höchste Staatsamt aufstellen. Amtsinhaber Yudhoyono bewirbt sich in dem Land mit seinen 6000 bewohnten Inseln und rund 300 ethnischen Gruppen um ein zweites fünfjähriges Mandat.

Schusswechsel in Papua

In der östlichen Provinz Papua wurde der Urnengang von Gewalt überschattet. Noch vor der Öffnung der ersten Wahllokale hatten nach Polizeiangaben rund 100 Bewaffnete eine Polizeistation in der Nähe der Stadt Jayapura angegriffen. Bei einem Schusswechsel töteten Polizisten einen Menschen. Bei weiteren gewalttätigen Zwischenfällen kamen drei Taxifahrer und ein Mädchen ums Leben. In Papua hatten Rebellen zu einem Boykott der Wahl aufgerufen. Der Polizeichef der Provinz sagte daher, die Vorfälle deuteten darauf hin, "dass es Menschen gibt, die diese Wahlen scheitern sehen wollen."

In der früheren Unruheprovinz Aceh im äußersten Westen Indonesiens verlief die Wahl dagegen friedlich. In den Monaten vor der Wahl waren dort fünf Ex-Rebellen der Bewegung Freies Aceh (GAM) ermordet worden, die sich nach einem Friedensabkommen aus dem Jahr 2005 erstmals zur Wahl stellen durften. Beobachter rechneten in Aceh mit einem Sieg der Ex-Rebellen, die während eines knapp drei Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieges mit fast 15.000 Toten für die Unabhängigkeit der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Provinz gekämpft hatten.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort