Es geht auch um Julian Assange In Ecuador gibt es wohl eine Stichwahl ums Präsidentenamt

Quito · Im Kampf ums Präsidentenamt in Ecuador liegt der Sozialist Lenín Moreno nach der ersten Wahlrunde klar vorne. Trotzdem wird es wohl eine Stichwahl geben. Deren Ausgang bestimmt auch über das Schicksal von Julian Assange.

 Lenin Moreno, der sozialistische Präsidentschaftskandidat in Ecuador, nach der Verkündung der ersten Auszählungen am Sonntag.

Lenin Moreno, der sozialistische Präsidentschaftskandidat in Ecuador, nach der Verkündung der ersten Auszählungen am Sonntag.

Foto: rtr, CDG/HH

Nach Auszählungen in mehr als zwei Dritteln aller Wahlbüros lag Moreno mit knapp 39 Prozent der Stimmen klar in Führung. Das teilte die nationale Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Sein im Vorfeld als stärkster Rivale angekündigter Kontrahent Guillermo Lasso kam auf knapp 29 Prozent.

Für einen Wahlsieg in der ersten Runde sind mindestens 40 Prozent der Stimmen nötig sowie ein Abstand von mindestens zehn Prozentpunkten vor dem Zweitplatzierten. Ersteres scheint Moreno, der als Favorit in die Wahl gestartet war, nur knapp verfehlt zu haben.

Die Teilergebnisse basierten auf etwas mehr als der 81 Prozent der ausgezählten Stimmen. Termin für eine mögliche Stichwahl ist der 2. April. Mit einem amtlichen Endergebnis wird im Laufe des Montags gerechnet.

Lenín Moreno gehört der linksgerichteten Regierungspartei Alianza País an. Er hat mehrere Bücher geschrieben und sitzt seit einem Raubüberfall im Rollstuhl. Sein größter Rivale ist der konservative Oppositionsführer und Ex-Wirtschaftsminister Lasso. Der frühere Banker hatte Steuersenkungen und einen Kampf gegen Korruption angekündigt. Neben ihm standen sechs weitere Oppositionskandidaten zur Wahl.

Moreno gilt als Zögling des charismatischen Präsidenten Rafael Correa, der sich aus der Politik zurückziehen will. Der Sozialist Correa hatte laut Kritikern und Unterstützern eine gewisse Stabilität nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in Ecuador erreicht. Der Andenstaat ist moderner geworden, die soziale Ungerechtigkeit hat sich verringert. Dies gelang Correa mit Hilfe der Öleinnahmen, die aber aufgrund des gefallenen Ölpreises zuletzt stark zurückgegangen sind.

Im Wahlkampf hatte Moreno die Wähler aufgefordert, Correas "Bürgerrevolution" treu zu bleiben. Ihm wird zugeschrieben, das politische Erbe verwalten und fortsetzen zu können.

Der Ausgang der Wahl in der Andennation mit ihren knapp 16 Millionen Einwohnern wird in Lateinamerika genau beobachtet. Dort sind in den vergangenen 18 Monaten konservative Politiker in Argentinien, Brasilien und Peru an die Macht gekommen.

In Ecuador gibt es wohl eine Stichwahl ums Präsidentenamt
Foto: dpa, da pat pai

Die Wahl könnte zudem über die Zukunft des Wikileaks-Gründers Julian Assange entscheiden. Der Australier hat im Jahr 2012 in der Botschaft von Ecuador in London Zuflucht gefunden. Assange könne dort bleiben, deutete Moreno an. Lasso hingegen versprach, im Falle seiner Präsidentschaft müsse der Aktivist die Botschaft zügig räumen. Dann droht dem Enthüller von vertraulichen Dokumenten eine Auslieferung nach Schweden, wo ihm sexuelle Vergehen vorgeworfen werden - und von dort womöglich in die USA.

(oko/AFP/dpa/KNA)
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