Isis-Vormarsch Im Juni starben im Irak mehr als 2400 Menschen

Bagdad · Die blutige Eskalation im Irak kostet immer mehr Menschen das Leben. Ein Ende ist nicht absehbar. Die USA entsenden noch mehr Soldaten, um die Botschaft in Bagdad zu sichern.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Durch Terror und Kämpfe im Irak sind nach Daten der Vereinten Nationen im Juni 2417 Menschen getötet worden - so viele wie noch nie in einem Monat in diesem Jahr. Dies teilte die UN-Mission in Bagdad am Dienstag mit. Hintergrund ist der Vormarsch der Terrormiliz Isis seit Anfang Juni.

Laut UN kamen binnen eines Monats 1531 Zivilisten und 886 Sicherheitskräfte ums Leben. Darüber hinaus wurden 2287 Iraker verletzt. Nicht erfasst seien die Toten und Verletzten in der westirakischen Provinz Anbar, die weitgehend unter Kontrolle sunnitischer Extremisten ist.

Dort hatten sich die Dschihadisten der Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien Anfang des Jahres zuerst festgesetzt. Im Juni überrannten sie dann die Millionenstadt Mossul und weitere Teile des Irak. Die Kämpfe entwickelten sich immer mehr zum sunnitischen Aufstand gegen den schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki.

Die Sunniten fühlen sich von der schiitischen geführten Regierung unterdrückt. Die Gewalt im Land nahm abrupt zu, nachdem die Regierung im April 2013 gegen ein sunnitisches Protestlager vorgegangen war. Seither gab es fast täglich Serien von Terroranschlägen. Für Mai hatten die Vereinten Nationen 800 Tote registriert, für April 750.

Isis gewann gleichzeitig in den vergangenen Monaten im syrischen Bürgerkrieg an Macht, die sie nun auch im Irak demonstriert. Ziel der Miliz ist ein grenzüberschreitender Gottesstaat im Nahen Osten. Seit einigen Tagen nennt sie sich nur noch Islamischer Staat.

Angesichts der Eskalation entsendet US-Präsident Barack Obama weitere 300 Soldaten in den Irak. 200 von ihnen sind nach US-Angaben bereits dort angekommen. Weitere 100 hatten sich bislang im Mittleren Osten bereit gehalten und sollen nun ebenfalls verlegt werden, wie die US-Regierung am Montag mitteilte. Sie sollen die US-Botschaft und weitere US-Interessen in Bagdad sichern.

Damit sind bald bis zu 750 US-Soldaten im Land. Darunter sind rund 300 Militärberater, die die Stärkung der irakischen Armee unterstützen sollen. Die Entsendung von Kampftruppen schließt Obama bislang aus. Allerdings seien die Soldaten im Irak gefechtsbereit, um US-Bürger und amerikanisches Eigentum zu beschützen. Die Soldaten sollen laut Obama solange im Irak bleiben, bis sich die Situation dort beruhigt hat.

Das US-Außenministerium teilte darüber hinaus mit, dass eine "kleine Zahl" der mehr als 5000 Botschaftsmitarbeiter aus Bagdad in die US-Konsulate nach Irbil und Basra verlegt werden soll. Die Botschaft selbst werde aber ihre Aufgaben weiter in vollem Maße wahrnehmen können.

(ap)
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