Obama-Rede auf der Prager Burg "Ich möchte eine Welt ohne Atomwaffen"

Prag (RPO). Im Rahmen der Gipfel-Woche hat US-Präsident Barack Obama mit einer emotionalen Rede in Prag seine Pläne für eine Welt im 21. Jahrhundert vorgestellt. Der Fokus seiner Ansprache vor tausenden Tschechen lag auf der Beendigung der nuklearen Bedrohung. Ein Zusammengehen aller Atommächte sei unabdingbar, ein globales Treffen sei für 2010 in den USA geplant.

Obamas Bad in der Menge
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Obama beginnt seine Rede vor seinem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der EU in Prag mit einem großen "Dankeschön" an die Tschechen: Er dankt für den herzlichen Empfang und er sei stolz, in der Mitte Europas stehen zu können. Prag stehe für 1000 Jahre Geschichte, Kultur und Bildung. Die goldene Stadt sei ein Denkmal für den Geist.

"Wir sind heute hier, weil es mutige Menschen gab, die das Undenkbare gedacht haben und der Prager Frühling stattgefunden hat." Prag und seine Bewohner seien außerdem als Symbol für die "Samtene Revolution" 1989 zu sehen. Friedliche Revolutionen würden zeigen, dass kleine Länder in der Welt eine große Rolle spielen können - Moral habe hier eine größere Rolle gespielt als Waffen.

Nach diesem Einstieg hatte Obama die Herzen und Sympathien der Prager Bürger endgültig gewonnen. Nun beginnt die Fokussierung auf die erwarteten globalen Fragen.

Obama betont weiter, Wirtschaftskrise, Finanzkrise und Klimakrise verlangten, dass die Welt aufeinander hören und miteinander sprechen müsse. "Wir werden uns auf gemeinsame Werte berufen, und hier in Europa möchte ich das mit Ihnen beginnen."

Ungewohnte Worte zum Thema Klimawandel waren aus dem Mund des neuen US-Präsidenten zu hören: "Ich versichere Ihnen, dass die USA jetzt bereit sind, Führung in dieser Frage zu übernehmen."

Kernpunkt Abrüstung

Nach diesen einleitenden Worten kommt Obama zu dem mit Spannung erwarteten Kernpunkt seiner Rede: der nuklearen Abrüstung. Und er findet deutliche Worte: "Ich möchte eine globale Nichtverbreitung der Nuklearwaffen." Eigentlich habe die Gefahr eines Atomkrieges nach dem Ende des Kalten Krieges abgenommen, aber durch Terrororganisationen und Länder, die sich nicht an die Regeln hielten, sei die Gefahr größer denn je.

"Alles in dieser Welt hängt von der Frage der Abrüstung ab, wir müssen dafür einstehen, dass die Menschen im 21. Jahrhundert ohne Angst leben können. Als einzige Macht, die schon einmal eine Nuklearwaffe eingesetzt hat, haben wir die moralische Verpflichtung, Frieden und Sicherheit auf der Erde ohne Atomwaffen einzurichten. Ich bin nicht naiv - es wird dauern."

Konkrete Schritte zu diesem Ziel seien der Beginn der Abrüstungsgespräche mit Russland. Noch 2009 werde er mit dem russischen Präsidenten Medwedew ein neues Vertragswerk zur Abrüstung vereinbaren, sagte Obama. Alle anderen Atommächte müssten in die Gespräche mit einbezogen werden.

Zusätzlich müsse es ein internationales Atomwaffentest-Verbot geben. Die internationalen Behörden müssten mehr Macht bei der Kontrolle haben. Es müsse mehr Konsequenzen für Regelbrecher geben. "Es ist Zeit für eine starke internationale Antwort." Brisante Worte angesichts des am Morgen erfolgten Raketentests in Nordkorea.

Atomkonflikt mit Iran

Auch in Hinblick auf den Atomkonklikt mit dem Iran findet Obama deutliche Worte: "Wir werden mit dem Iran in Dialog treten. Natürlich darf der Iran die Kernenergie friedlich nutzen. Wenn das durch Kontrollen gewährleistet ist, werden wir unser Raketenabwehrsystem abrüsten. Wenn nicht, werden die Abwehrstellungen errichtet werden."

Nicht zuletzt müsse es starke internationale Bemühungen geben, um spaltbares Material vom Markt zu nehmen, der Schwarzmarkt müsse ausgetrocknet werden. Dieser anhaltenden Bedrohung durch Terrororganisationen müsse begegnet werden. Die USA biete für 2010 einen Gipfel an.

Zum Schluss richtet sich Obama erneut an die Prager: "Es gibt Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt - wir müssen dem entgegen treten. Wir müssen die Stimme nach Frieden und Fortschritt erheben. Das sind die Stimmen, die in Prag 1968 und 1989 zu hören waren. Das waren die Stimmen in Prag, die ein Nuklearreich niedergerungen haben, das sind die Stimmen die wir brauchen und hören wollen."

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