"Taskforce" soll griechische Beamte unterstützen Horst Reichenbach - ein Deutscher hilft Athen

Athen (RPO). Die Forderungen aus der Politik werden immer lauter: Griechenland muss sparen. Doch wie soll das einem Land gelingen, dass jahrelang Schulden machte? Genau aus diesem Grund hat die EU Experten nach Athen geschickt, um die griechischen Beamten zu unterstützen. Und an der Spitze der "Taskforce" steht ein Deutscher: Horst Reichenbach. Ein Mann, der sich mit Beamtenapparaten nur allzu gut auskennt.

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Foto: AFP

25 Mann stark ist die "Taskforce Griechenland", die nun offiziell in Athen ihre Arbeit aufgenommen hat. Und die ersten Erkenntnisse des Leiters der Mission sind durchaus positiv. Horst Reichenbach lobt die Griechen für ihre gute Zusammenarbeit. "Alle Minister, die ich gesehen habe, wussten genau, was zu tun ist und welche Hilfen sie von der Kommission aber auch in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten erwarten", sagte er im ARD-Morgenmagazin. Und er betonte angesichts der aktuellen politischen Diskussion auch: Er sei nach Griechenland gekommen, um erfolg zu schaffen, und nicht, um eine Insolvenz vorzubereiten.

"Eine Reform diesen Umfangs ist sicherlich in jedem Staat der Welt eine Herkules-Aufgabe und die griechische Verwaltung ist nicht die stärkste der Welt", so Reichenbach in der ARD. Genau deshalb sei die Unterstützung durch seine Expertengruppe sinnvoll. Doch was macht die Gruppe in Griechenland? Wie kann sie helfen? Es gehe darum, Athen bei der Haushaltskonsolidierung zu helfen, in dem zum Beispiel ein besseres System für die Steuererhebung entwickelt wird, so Reichenbach.

Zwölf Ämter innerhalb der EU

Eine einfache Aufgabe wird es sicherlich nicht, doch Reichenbach als Leiter der Gruppe ist wie geschaffen für den Posten. Der Mathematiker ist ein Spitzentechnokrat und war etwa auch an der EU-Verwaltungsreform in hohem Maße beteiligt. "Probleme lösen ist mein größtes Hobby", zitiert ihn die "Financial Times Deutschland" und beschreibt den Mann aus Kiel als einer, der sich wie kein Zweiter auskennt mit den Richtlinien, Verwaltungsverfahren und Sonderfonds im Brüsseler Institutionengeflecht.

Kein Wunder, hatte er doch zahlreiche Spitzenposten in der EU inne. Zuletzt war er zudem Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe. Alles Verantwortungsgebiete, die ihm bei der nun scheinbar unlösbaren Aufgabe durchaus weiterhelfen könnten.

So hatte der Kieler etwa, wie die "Welt" schreibt, an der Spitze der Generaldirektion 24 für Verbraucherschutz gestanden, um das Wirrwarr aus Zuständigkeiten zu entflechten. Hintergrund war die BSE-Krise. Aber er arbeitete auch für die Regional-Kommissarin Monika-Wulf-Mathies. Insgesamt hatte der SPD-nahe Beamte, so die "Financial Times Deutschland", zwölf verschiedene Ämter in Brüssel inne.

Verbindlich, aber streng

Laut "Welt" gilt der Vater dreier Kinder als nachdenklich bis zum Wortkargen, äußerst leise im Ton, verbindlich, aber auch streng. Er selbst wird mit den Worten zitiert: "Ich suche keinen Konflikt, aber ich scheue auch keinen." Die "Financial Times Deutschland" wiederum beschreibt ihn als machtbewussten, bienenfleißigen und exzellent vernetzten Mann. Im Europaviertel hieße es, er kenne dort jeden zweiten Amtsträger.

Es sind Eigenschaften, die den im bildlichen Sinne guten Beamten ausmachen. Tugenden, die Griechenland so dringend braucht, um sich doch noch aus der Krise herauskatapultieren zu können. Das auch Reichenbach und sein Expertenteam keine Wunder vollbringen können, dürfte dabei jedem klar sein. Und bis die nächste Tranche an Hilfen für das Land fällig sind, wird das Team wohl auch noch nicht weit voran geschritten sein in ihrer Arbeit.

Dennoch ist es ein Zeichen der EU, dass das Land nicht allein gelassen wird mit seinen Schwierigkeiten. Mit Reichenbach und Co. haben sie zumindest gutes Personal vor Ort, um vielleicht die Wende einzuläuten. Ob das gelingt, wird sich Ende Oktober schon einmal zeigen. Dann muss die "Taskforce" ihren ersten Bericht abliefern.

(mit Agenturmaterial)
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