Neue Regierung in Frankreich Hollandes Ex-Partnerin wird Ministerin in Frankreich

Paris · Der neuen französischen Regierung wird auch Ségolène Royal angehören, die frühere Lebensgefährtin von Staatspräsident François Hollande. Dies teilte die Regierung des neuen Premierministers Manuel Valls am Mittwoch mit. Royal soll Umwelt- und Energieministerin werden. Hollande stimmte der Ernennung zu.

Die wichtigsten Köpfe in Frankreichs neuem Kabinett
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Die wichtigsten Köpfe in Frankreichs neuem Kabinett

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Foto: afp, GBA

Familienfreundlichkeit hat in Frankreich eine neue Dimension: An Pariser Schaltstellen der Macht sitzt mit Präsident François Hollande und der frisch berufenen Umweltministerin Ségolène Royal seit Mittwoch ein überaus vertrautes Paar. Bis zu ihrer Trennung im Jahr 2007 lebten die beiden sozialistischen Politiker fast drei Jahrzehnte zusammen. Vier gemeinsame Kinder sind bis heute eine feste Verbindung zwischen dem 59 Jahre alten Hollande und der 60-jährigen Royal.

Die Familienzusammenführung war erwartet worden. Die Ernennung der redegewandten und angriffslustigen Royal gilt als Labsal für die linke Seele der Sozialisten. In der am Mittwoch veröffentlichten Kabinettsliste platzierte sie der neue Premierminister Manuel Valls - in der Bevölkerung beliebtes Aushängeschild der Parteirechten - gleich auf Platz zwei, direkt hinter dem alten und neuen Außenminister Laurent Fabius.

Royal nur zweite Wahl

Für das Umweltressort ist Royal zweite Wahl. Die Grünen, bisher Regierungspartner der Sozialisten, hatten nach Verhandlungen mit Valls über ein deutlich erweitertes Ökologieministerium abgelehnt. Die zuletzt mit zwei Ministern vertretenen Grünen ließen sich nicht ins neue Kabinett locken. Die Positionen des ehemaligen Innenministers Valls etwa in der Ausländerpolitik waren den Grünen schon länger aufgestoßen. Für eine Mehrheit in den Nationalversammlung brauchen die Sozialisten die Partei aber nicht.

Unter den acht Ministerinnen und acht Ministern hat Valls neben Royal auch einen männlichen Aufrücker zu bieten: François Rebsamen übernimmt das Arbeitsministerium. Auch der 62-Jährige bringt eine wichtige Eigenschaft mit ins Kabinett: Er gilt als Vertrauter von Präsident Hollande.

Die Opfer der Kommunalwahl

Zum Kreis langjähriger Hollande-Begleiter werden zudem der alte und neue Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sowie Michel Sapin gezählt. Der bisherige Arbeitsminister löst als Chef des Finanzressorts das prominenteste Opfer der Kabinettsumbildung ab: Der bisherige Finanz- und Wirtschaftsminister Pierre Moscovici.

Nur einen Tag nach der schweren Wahlschlappe der Sozialisten musste der 56-jährige Moscovici am Montag verkünden, dass das Defizit des ohnehin gebeutelten französischen Haushalts mit 4,3 Prozent in 2013 noch größer ausfiel als befürchtet.

Für das Scherbengericht der Kommunalwahlen wurde auch die Kommunikation der alten Regierung unter dem zurückgetretenen Premierminister Jean-Marc Ayrault verantwortlich gemacht. Die bisherige Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem behält zwar als Frauenministerin ihren Kabinettsplatz. Den Posten des Sprachrohrs der Regierung übernimmt allerdings Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll. Eine Eigenschaft, die sich wie ein roter Faden durch das Kabinett zieht, ist bei ihm besonders ausgeprägt: Er gilt als treuester unter den Hollande-Vertrauten.

(dpa)
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