Westerwelle überraschend im Jemen Hoffnungszeichen für deutsche Geiseln

Sanaa (RPO). Für die im Jemen entführten Deutschen gibt es ein Hoffnungszeichen. Die Behörden des Landes kennen nach Aussage von Staatspräsident Ali Abdallah Saleh den Aufenthaltsort der im Juni 2009 entführten fünfköpfigen Familie aus Sachsen, wie der deutsche Außenminister Guido Westerwelle nach einem Treffen mit Saleh in Sanaa mitteilte.

 Außenminister Westerwelle: Bild der Lage vor Ort verschaffen.

Außenminister Westerwelle: Bild der Lage vor Ort verschaffen.

Foto: AFP, AFP

Westerwelle war am Morgen im Jemen eingetroffen. Das Land ist nach dem gescheiterten Terroranschlag auf eine Passagiermaschine auf dem Flug von Amsterdam nach Detroit Ende Dezember in den internationalen Fokus gerückt. Der Täter, der 23-jährige Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab, soll zuvor in einem Terrorcamp der Al-Qaida bei Sanaa für den Umgang mit Sprengstoff ausgebildet worden sein.

Westerwelle ist der erste westliche Chefdiplomat, der seit dem gescheiterten Anschlag den Jemen besucht hat. Die Visite war aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden, aber mit den engsten Verbündeten abgesprochen. Im Vorfeld seines Jemen-Besuchs hatte der Minister am Wochenende in mehreren Golfstaaten Möglichkeiten für ein gemeinsames Vorgehen im Anti-Terrorkampf im Jemen ausgelotet. Über den Jemen will die internationale Staatengemeinschaft auch am Rande der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London beraten.

Thema des Gesprächs mit Präsident Saleh war auch das Schicksal im Jemen verschleppten Familie aus Sachsen. Westerwelle sagte nach dem Treffen, wenn die Angaben stimmten, wonach die jemenitischen Behörden den Aufenthaltsort der Geiseln kennen, sei dies eine "hoffnungsvolle Nachricht". Man setze darauf, dass alles getan werde, um die Geiseln freizubekommen. Die Familie aus Sachsen war zusammen mit zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen, einem Briten und einer Südkoreanerin am 12. Juni vergangenen Jahres im Jemen verschleppt worden. Die Bibelschülerinnen und die Südkoreanerin wurden wenig später ermordet aufgefunden.

Westerwelle mahnte, der Jemen dürfe "kein Hafen für Terroristen" werden und forderte eine politische Lösung der innenpolitischen Konflikte in dem Land. Bewohner des Südjemen fühlen sich in dem 1990 vereinigten Land vom dominierenden Norden benachteiligt.

Der Außenminister versicherte: "Wir Deutschen sind hier als Freunde". Mit dem Präsidenten habe er auch besprochen, was man im Bereich der Entwicklungshilfe noch mehr tun könne. Deutschland ist derzeit mit rund 40 Millionen Euro pro Jahr das mit Abstand größte europäische Geberland bei der Entwicklungshilfe für den Jemen. Die humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes belief sich 2009 zudem auf 1,5 Millionen Euro.

Deutschen Delegationskreisen zufolge hat Westerwelle bei dem Gespräch die jemenitische Führung zu einer guten Regierungsführung aufgerufen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Korruption, ein Ausgleich zwischen dem Norden und dem Süden des Landes sowie Reformen im Jemen. "Es ging ziemlich direkt und ungeschminkt zur Sache", hieß es.

Vor seinem Kurzbesuch im Jemen hatte Westerwelle die Türkei, Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) besucht. Am Montagabend wurde der Außenminister zurück in Berlin erwartet.

(DDP/csr)
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