Rachefeldzug im Irak Hinweise auf Gräueltaten durch Isis-Kämpfer

Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien gewinnen immer mehr Terrain. Sie sind offenbar darauf aus, Angst und Schrecken zu verbreiten. Es gibt Hinweise auf Massenhinrichtungen.

Rachefeldzug im Irak: Hinweise auf Gräueltaten durch Isis-Kämpfer
Foto: ap

Die Extremistengruppe Isis hat offenbar zahlreiche gefangene irakische Soldaten hingerichtet. Im Internet tauchten am Wochenende Bilder auf, die Massentötungen durch Isis-Angehörige zeigen sollen. Militärsprecher Kassim al-Mussawi bestätigte die Echtheit der Fotos und sagte, es gebe Massenmorde an irakischen Soldaten. Die Regierung verstärkte am Sonntag die Verteidigungsvorkehrungen rund um die Hauptstadt Bagdad.

Die Fotos zeigen vermummte Mitglieder der Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien, die Gefangene auf einen Lastwagen laden. Dann zwingen sie sie, sich mit auf dem Rücken gefesselten Händen in eine Grube zu legen. Auf späteren Bildern liegen die leblosen Körper in einer Lache aus Blut.

Bildunterschriften zufolge rächt sich Isis mit den Hinrichtungen für den Tod eines ihrer Anführer. "Dies ist das Schicksal, dass die von (Ministerpräsident)Nuri (al-Maliki) geschickten Schiiten erwartet", steht unter einem der Fotos. Viele der Soldaten tragen zivile Kleidung, einige hatten diese jedoch offenbar nur hastig als Tarnung über ihre Uniform gestreift, als die Rebellen anrückten.

Den Fotos ist keine Ortsangabe zu entnehmen. Al-Mussawi sagte, die Tötungen hätten in der Provinz Salahuddin stattgefunden, von der Tikrit die Hauptstadt ist. Auch die UN-Menschenrechtbeauftragte Navi Pillay bestätigte, es gebe Hinweise auf Massentötungen durch Isis.

Isis-Kämpfer griffen am Sonntag nach Regierungsangaben die Stadt Tal Afar im Norden an. Das Militär habe schwere Verluste erlitten und das örtliche Krankenhaus sei überlastet, hieß es. Al-Mussawi sagte, auch fast 300 Isis-Kämpfer seien getötet worden.

Isis-Kämpfer hatten in den vergangenen Tagen die nordirakische Stadt Mossul und das auf halbem Wege nach Bagdad liegende Tikrit eingenommen. Seit Januar kontrollieren sie Teile der im Westen gelegenen und vorwiegend sunnitisch bewohnten Region Anbar.

Vor den Rekrutierungsbüros des irakischen Militärs standen die Freiwilligen Schlange. Sie folgten einem Aufruf durch den schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani, ihr Land gegen die Islamisten zu verteidigen.

Die Freiwilligen wurden in Bussen zu einem Stützpunkt im Osten Bagdads zur Ausbildung gebracht. Vor einigen Büros kletterten Dutzende von ihnen auf Armee-Lastwagen, skandierten schiitische Slogans und hoben Maschinengewehre empor. Ali Saleh Asis, einer der Freiwilligen, sagte: "Wir werden siegreich sein. Wir werden nicht durch Isis oder andere Terroristen gestoppt."

Die USAverlegten als Reaktion auf den Vormarsch von Isis mehrere Kriegsschiffe in den Persischen Golf. Die Hilfe könne jedoch nur erfolgreich sein, wenn die irakische Führung ihre Meinungsverschiedenheiten ausräume und geschlossen handle, mahnte Außenminister John Kerry in einem Telefongespräch mit seinem irakischen Kollegen Hoschjar Sebari am Samstagabend.

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel ordnete an, den Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" vom nördlichen Arabischen Meer in den Golf zu verlegen, wie ein Sprecher mitteilte. Begleitet wird der Flugzeugträger von dem Raketenkreuzer "USS Philippine Sea" und dem Zerstörer "USS Truxtun". Die Schiffe sind mit Tomahawk-Raketen ausgerüstet, die bis in den Irak fliegen könnten. Die Kampfflugzeuge auf der "USS George H.W. Bush" könnten ebenfalls den Irak erreichen.

Mit der Truppenverlegung schafft sich die US-Regierung mehr Spielraum, wie sie auf die Isis-Expansion reagieren kann, die die Führung in Bagdad in Bedrängnis gebracht hat. Präsident Barack Obama hatte am Freitag gesagt, ein militärisches Eingreifen komme erst infrage, wenn Bagdad die ethnischen und religiös motivierten Konflikte in den Griff bekomme. Er prüfe zahlreiche Optionen im Kampf gegen die Isis-Rebellion.

(ap)
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