Gerüchte über Präsidentschaftskandidatur Hillary macht erst mal Schluss

Hillary Clinton darf man mit Fug und Recht als Phänomen bezeichnen. Früher galt sie als kühl und berechnend, heute nennt sie jeder in Washington liebevoll "Hillary". An diesem Freitag gibt die Außenministerin den Stab an John Kerry weiter. Möglicherweise nimmt sie nur Anlauf für größere Taten.

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Die politische Karriere von Hillary Clinton

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Foto: afp, LARRY DOWNING

Etwas rauschender, etwas feierlicher hätte der Abgang Hillary Clintons von der großen Bühne schon ausfallen können. Statt mit diplomatischen Erfolgen in Nahost oder anderswo macht die noch amtierende US-Außenministerin wegen ihrer Brille, ihrer Krankheit und wegen des Desasters beim Terrorangriff im libyschen Bengasi Schlagzeilen. Doch Gegenwind hat der resoluten Frau noch nie etwas ausgemacht - wie ihr Ehemann Bill gilt sie als Stehaufmännchen, das niemals aufgibt.

Kein Wunder, dass ihre Anhänger sie als Präsidentschaftskandidatin für das Jahr 2016 in Stellung bringen wollen. Ganz realistisch ist das freilich nicht. Immerhin ist "Hillary" schon jetzt 65. Vier Jahre sind es bis zur nächsten Wahl - eine Ewigkeit in der heutigen Politik. Am Freitag soll jedenfalls Schluss sein für sie als Außenministerin. Ihr Nachfolger wird der demokratische Senator John Kerry, selbst schon 69 Jahre alt.

Missverständnis mit Brille

Kein Zweifel, es ist ein Abgang mit Misstönen: Vier Jahre lang ist die Top-Diplomatin um die Welt gereist, über eine Million Kilometer soll sie hinter sich gebracht haben. Doch ihre quasi letzte Amtshandlung ist ein schmerzhafter Canossagang. "Ich übernehme die Verantwortung", musste die 65-Jährige vergangene Woche bekennen, als es um die Sicherheitsmängel beim US-Konsulat in Bengasi ging. Vier amerikanische Diplomaten wurden bei der Terrorattacke getötet - ein Makel in der Bilanz Clintons.

Die andere Schlagzeile ihrer letzten Amtstage: Als die ehemalige First Lady jüngst mit einer ungewöhnlich dicken Hornbrille auftauchte, meinten voreilige Kommentatoren schon, die 65-Jährige kreiere einen neuen Modetrend. Wenig später stellte sich heraus, dass sie wegen eines Blutgerinnsels im Kopf derzeit keine Kontaktlinsen tragen darf - Clinton ertrug auch das mit einem Lächeln.

Sie hat gelernt zu kämpfen

Kaum eine andere Politikerin hat solche Höhen und Tiefen erlebt wie Clinton. Diejenigen, die sie kennen, schwärmen von ihrem eisenharten Ehrgeiz und ihrer Disziplin. "In ihrer Familie hat der Vater wie ein Militärausbilder geherrscht", schreibt der Journalist Carl Bernstein. "Sie wuchs auf in diesem Umfeld der Strenge, in dem sie kämpfen lernte."

Sie war die erste Frau, die es in der amerikanischen Politik bis (fast) ganz nach oben schaffte. Kennengelernt hatte sie Bill Clinton beim Jurastudium in Yale. Von Anfang an hätten die Clintons ihre Karriere als "Zweierpack" geplant, meinen Insider. Tatsächlich verlief der Aufstieg rasch und reibungslos: Mr. Clinton stieg zum Gouverneur von Arkansas auf; noch als Gouverneursgattin ging "Hillary" ihrem Job als Anwältin nach. 1993 folgte für Bill samt Gattin der Sprung ins Weiße Haus.

Obama musste sie überreden

Dort erlebte Hillary die schwersten Nackenschläge ihres Lebens. Zuerst scheiterte ihr Engagement für eine Gesundheitsreform ("Hillary-Care") kläglich. Dann brach die Sexaffäre des Gatten mit der Praktikantin Monica Lewinsky über sie herein. Vom "Oral Office" war die Rede. Es heißt, sie habe ihrem Mann vergeben - böse Zungen unterstellten ihr damals, sie habe den Schürzenjäger nur aus Karrieregründen nicht verlassen.

2000 folgte die Wahl zur Senatorin. 2008 schien sogar der Griff nach dem höchsten Amt möglich. Vor dem Rennen sah es zeitweise so aus, als sei den "Clintons" der Wiedereinzug ins Weiße Haus nicht mehr zu nehmen - bis der "Newcomer" Barack Obama loslegte. Sie sei "total überrascht" gewesen, dass Obama ihr nach dem streckenweise bitteren Rennen das Außenamt angeboten habe, sagt Clinton heute - er habe sie regelrecht überreden müssen.

Prototyp der modernen Frau

Ganz große Erfolge blieben ihr zwar im Amt versagt. Der Nahost-Konflikt ist weiterhin ungelöst, die Beziehungen zu Russland und China gelten weiter als gespannt - und auch in Europa hat die amerikanische Stimme spürbar an Gewicht verloren.

Doch Clintons Rolle ist für Millionen Amerikanerinnen eine ganz andere. "Hillary ist wie wir und wir sind wie Hillary", meinte Hollywoodstar Meryl Streep unlängst in einer anrührenden Rede.
Hillary Clinton, das Rollenmodell der modernen Frau - "Wie jede Amerikanerin in meinem Alter" habe sie sich mit Clinton verglichen, meinte Streep. "Während ich Cheerleader wurde, wurde sie Präsidentin des Studentenverbandes." Clinton sei zur "Stimme ihrer Generation" geworden".

(dpa/pst)
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