Stellt sie sich 2016 zur Wahl? Hillary Clinton hält sich die Wähler warm

Chicago · Ob sie nun 2016 in den Ring steigt oder nicht: Hillary Rodham Clinton tut auf jeden Fall alles, um den Kontakt zu wichtigen demokratischen Wählergruppen aufrechtzuerhalten.

Hillary Clinton: Ihre politische Karriere in Bildern
12 Bilder

Die politische Karriere von Hillary Clinton

12 Bilder
Foto: afp, LARRY DOWNING

Die 65-Jährige hat vor einer prominenten Studentenverbindung schwarzer Frauen in Washington gesprochen, in der Amerikanisch-Jüdischen Universität in Los Angeles und vor einer Organisation namens "Chicago House", die Menschen mit Aids und HIV hilft.

Und weiter geht es im Herbst mit Reden vor Studenten an drei Universitäten im Staat New York, den Clinton als Senatorin in Washington vertrat. Dann nimmt sie einen Auszeichnung der Elton John Aids Foundation entgegen, spricht in einer Synagoge in Minneapolis und nimmt an einer Veranstaltung an der Universität von Südkalifornien teil, bei der es um eine mexikanisch-amerikanische Initiative geht.

Nach ihrem Ausscheiden als Außenministerin im Februar hatte es geheißen, dass Clinton sich jetzt etwas ausruhen wolle - schließlich stand sie 20 Jahre in verschiedenen Positionen auf der politischen Bühne. Aber für jemanden, der kürzertreten will, hat sie einen prall gefüllten Terminkalender. Ihre Aktivitäten könnten sehr wohl so etwas wie ein Training für einen zweiten Präsidentschaftswahlkampf sein. Aber ist es das?

In vielen ihrer Reden geht es um Amerikas Rolle in der Welt, um nationale Fragen, manchmal von aktueller Bedeutung, aber häufiger einfach Themen, die ihr seit langem an Herzen liegen. Dazu gehören etwa die Lage der Frauen und Mädchen rund um den Globus, die Ausbildung in früher Kindheit und der illegale Handel mit Wildtieren in Afrika.

Clinton vermeidet es, sich in den Washingtoner Parteienstreit hineinzuhängen, sie hat sich auch bisher aus den meisten demokratischen Geldsammelaktionen im Vorfeld der im nächsten Jahr anstehenden Kongress- und einzelnen Gouverneurswahlen herausgehalten. Ihr Ziel scheint es in erster Linie zu sein, den Draht zu der demokratischen Wählerbasis aus Frauen, Schwarzen, Latinos und jungen Leute sowie zu Schwulen und Lesben zu behalten.

Wird sie die erste Präsidentin der USA?

Die USA hätten mit der Wahl des schwarzen Präsidenten Barack Obama eine große Barriere abgerissen, sagte sie kürzlich vor versammelten Reisebüro-Angestellten in Miami. "Aber es ist Zeit, dass wir uns im Innersten nun auch wirklich fragen, was passieren muss, um eine Präsidentin zu wählen."

Die frühere First Lady weicht Fragen über ihre Zukunft aus, sagt ihrem Publikum, dass es noch viel Zeit für solche Überlegungen gebe. Aber die Frage ist immer nahe an der Oberfläche, wenn Clinton irgendwo auftaucht. Als sie neulich vor dem "Chicago House" sprach und dann nach einer erneuten Kandidatur gefragt wurde, standen die fast 2000 Zuhörer auf und applaudierten 40 Sekunden lang - eine klarer Ausdruck der Bewunderung und Ermunterung, es nach der parteiinternen Niederlage gegen Obama 2008 noch einmal zu versuchen.

In ihren Reden zeigt Clinton Seiten, die viele ihrer Anhänger gern damals, vor fünf Jahren, bei ihr gesehen hätten - und die sie nun 2016 gern bei ihr sehen würden. So machte sie sich bei einem ihrer ersten öffentlichen Auftritte nach dem Ausscheiden als Ministerin für Schwulenehen stark. Im Juli sagte sie vor der ältesten schwarzen US-Studentinnenverbindung, dass der Freispruch für den Todesschützen des schwarzen Teenagers Trayvon Martin in Florida vielen Familien "tiefen Schmerz" gebracht habe.

Wiederholt prangerte sie in Reden auch eine Entscheidung des höchsten US-Gerichts an, Teile einer alten Regelung zum Schutz des Wahlrechtes für Schwarze und generell Minderheiten außer Kraft zu setzen. Das Urteil hatte bei Bürgerrechtlern und Liberalen scharfe Kritik ausgelöst. Dass sie sich anschloss, brachte ihr in einem Fall tosenden Applaus und begeisterte "Run, Hillary, Run"-Rufe ein.

"Sie macht alles richtige Sachen, um eine Kandidatin zu werden", sagt der frühere Gouverneur von Pennsylvania, Ed Rendell. Er widerspricht zugleich der Meinung mancher, dass Clinton sich besser derzeit aus allen politischen Fragen heraushalten sollte, um nur ja keine potenziellen Wähler vor den Kopf zu stoßen. "Sie zementiert die Begeisterung von Menschen in der demokratischen Basis, die eine starke Führung wollen. Ich glaube, sie ist auf dem richtigen Gleis."

So hat Clinton denn auch kürzlich Obamas Androhung einer Militäraktion gegen das syrische Regime unterstützt. Sie wirbt für die Umsetzung der Gesundheitsreform des Präsidenten und warnt vor den Konsequenzen für die US-Wirtschaft, sollte die anstehende Anhebung des US-Schuldenlimits im Kongress scheitern.

Nebenbei schreibt sie ein Buch über ihre Zeit als US-Chefdiplomatin. Herauskommen soll es im nächsten Frühjahr. Aber wie es aussieht, wird sich auch daraus kaum herauslesen lassen, welche Zukunft ihr vorschwebt. Vielleicht lehrt sie ja auch eines Tages an einer Universität - unter anderem werben Yale und Harvard um sie.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort