Protest-Aktion in Frankreich Heute greift Eric Cantona die Banken an

Paris (RPO). Als Fußballer wechselte Eric Cantona stets zwischen Genie und Wahnsinn. Statt Wutausbrüche auf dem Rasen widmet sich der 44-Jährige heute der Politik. An diesem Dienstag will der Mann aus Marseille Frankreichs Banken an den Kragen. Mit massenhaften Abhebungen von ihren Konten sollen sich die Franzosen an den Geldhäusern rächen – für jahrelange Korruption und Misswirtschaft.

 Eric Cantonas Angriff auf die französischen Banken ist gescheitert.

Eric Cantonas Angriff auf die französischen Banken ist gescheitert.

Foto: AP, AP

Paris (RPO). Als Fußballer wechselte Eric Cantona stets zwischen Genie und Wahnsinn. Statt Wutausbrüche auf dem Rasen widmet sich der 44-Jährige heute der Politik. An diesem Dienstag will der Mann aus Marseille Frankreichs Banken an den Kragen. Mit massenhaften Abhebungen von ihren Konten sollen sich die Franzosen an den Geldhäusern rächen — für jahrelange Korruption und Misswirtschaft.

Der ehemalige Fußballstar von Leeds und Manchester United hat sich als Gallionsfigur an die Spitze einer Gruppe von Internet-Aktivisten gesetzt. Tausende Franzosen wollen per Internet-Banking Geld abheben, um den Banken zu schaden. Dies sei eine einfache Protestform, für die niemand auf die Straße gehen müsse, sagte Cantona in einem Aufruf im Internet.

Allein in Frankreich wollen mehr als 30.000 Menschen ihr Geld von der Bank holen. Frankreichs Regierung warnte bereits davor, den Aufruf ernst zu nehmen. Unterstützer für die Aktion "Bankrun" gibt es auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Der Internet-Aufruf beunruhigt Minister und sogar Bankchefs.

"Statt auf die Straße zu gehen, Kilometer um Kilometer, gehst du einfach zur Bank in deinem Dorf und hebst dein Geld ab", lautet das simple Konzept des 45-maligen Nationalspielers . "Die Revolution läuft über die Banken." Für solch einen Umsturz "muss man nicht Waffen in die Hand nehmen, muss man nicht Leute umbringen", philosophiert Cantona, geruhsam zurückgelehnt, in seinem Video.

"Wir ziehen unser Geld ab"

Auch im sozialen Netzwerk Facebook wird der Aufruf in mehreren Sprachen verbreitet, Unterstützer gibt es in Deutschland genauso wie in Irland oder Griechenland. Allein in Frankreich wollen nächsten Dienstag mehr als 30.000 Menschen ihr Geld von der Bank holen. Weit mehr Interessenten klickten die Info-Seiten im Internet an.

Politik und Banken besorgt

Selbst linksgerichtete Politiker in Frankreich distanzierten sich von der Aktion — ein Zusammenbruch des Bankensystems löse die Probleme schließlich nicht. Zuletzt meldete sich sogar der Chef der größten französischen Bank BNP Paribas zu Wort, Baudoin Prot. Die französischen Banken seien nicht Schuld an der Krise, hob er hervor. Der Aufruf von Cantona sei ohne Grundlage und verbreite nur Unsicherheit.

Cantona löst Boom aus

Für die belgische Drehbuchautorin Géraldine Feuillien, die zusammen mit anderen hinter der Internetseite bankrun2010.com steht, ist die Aktion ein voller Erfolg: "Wir haben festgestellt, dass das Video von Cantona einen wahren Boom auslöste - es gab eine Nachfrage dafür, nicht nur in Frankreich. Das Interesse besteht weltweit."

"Etwas Neues aufbauen"

Und auch Cantona beeindrucken die Warnungen und die Kritik nicht im Geringsten. In der Online-Ausgabe der Zeitung "Libération" kündigte er an: "Am 7. Dezember bin ich bei der Bank."

(AFP/RTR/AP/csi)
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