Israel hofft auf Frieden Hamas und Dschihad wollen Waffen ruhen lassen

Gaza/Sderot (rpo). Die radikalislamischen Palästinensergruppen Hamas und Islamischer Dschihad sind möglicherweise zu einem Stopp ihrer anti-israelischen Angriffe bereit. Beide Organisationen erklärten nach mehrtägigen Gesprächen mit dem neuen Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, sie erwögen "ernsthaft" eine "Phase der Beruhigung".

Schon am Samstag hatten sich die drei radikalen Palästinensergruppen El-Aksa-Brigaden, DFLP und PFLP unter Bedingungen zu einer Waffenruhe mit Israel bereit erklärt.

Der israelische Regierungschef Ariel Scharon drohte erneut mit einem Großeinsatz im Gazastreifen, sollten von dort weiter Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert werden.

Warten auf eine konkrete Vereinbarung

Hamas und Islamischer Dschihad dementierten am Sonntag aber Angaben des israelischen Verteidigungsministers Schaul Mofas, eine Einigung mit der Palästinenserführung auf ein Ende der Anschläge sei bereits erfolgt. Diese Äußerungen seien "nicht korrekt", sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Sohri.

Zunächst müsse sich der israelische Besatzer zu einer Waffenruhe verpflichten. "Danach haben wir nichts dagegen, auf positive Art über das Thema zu reden." Zu den Gesprächen am Samstag mit Abbas sagte Sohri, dabei hätten beide Seiten "lange über eine Rückkehr zur Ruhe gesprochen, und wir haben gesagt, dass wir bereit sind, diese Frage sehr ernsthaft zu prüfen". Bedingung sei jedoch ein klares Ende der israelischen Besatzung.

Abbas bekräftigte: "Wir können sagen, dass es bei den Gesprächen bedeutende Fortschritte gegeben hat. Unsere Differenzen haben sich verringert, und deshalb werden wir sicherlich bald zu einer Vereinbarung gelangen."

Auch der Islamische Dschihad betonte am Sonntag, dass es bislang keine Einigung mit Israel über eine Waffenruhe gebe. Ein Waffenstillstand hänge davon ab, ob Israel den "Bedingungen des palästinensischen Volkes" zustimme, erklärte einer der Führer des Islamischen Dschihad in Gaza, Chaled el Batsch. Dazu gehörten die Befreiung palästinensischer Gefangener und der "Stopp der Morde und der Vorstöße" der israelischen Armee in die Palästinensergebiete.

Mofas hatte zuvor gesagt, Abbas sei es gelungen, eine "etwa" einmonatige Waffenruhe mit der Hamas und dem Islamischen Dschihad zu vereinbaren. Im Gegenzug sei der Hamas die Integration in die palästinensischen politischen Institutionen zugesagt worden, sagte Mofas im Militärrundfunk.

Erfolg sei Abbas zu verdanken

Das Abkommen mit den Gruppen sei "ein positives Zeichen" und ein Erfolg für Abbas. Zu einem möglichen Entgegenkommen Israels äußerte Mofas sich nicht im Detail. Wenn die Sicherheitsmaßnahmen der Palästinenser umgesetzt würden, "können wir die Straßensperren aufheben und einen Rückzug der israelischen Armee aus den Städten des Westjordanlandes erwägen".

Am Samstag hatten sich die El-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Arm von Abbas' Fatah-Organisation, in Gaza unter Bedingungen zu einem Waffenstillstand mit Israel bereit erklärt. Ihr Sprecher Abu Ibrahim sagte, die Gruppe sei bereit, die "Mittel des Widerstands im Interesse unseres Volkes zu überdenken". Israel müsse im Gegenzug einen sofortigen Stopp seiner Militäraktionen erklären.

Die linksgerichteten Gruppen Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) und Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) schlossen sich nach einem Treffen mit Abbas der Erklärung der El-Aksa-Brigaden an.

Auch sie forderten von Israel ein Ende der Besatzung. Abbas hatte seit Dienstag mit radikalen Palästinenserorganisationen über ein Ende des bewaffneten Kampfes verhandelt. Er wollte die Gespräche in Gaza am Sonntag abschließen und ins Westjordanland zurückkehren. Nach Angaben aus seinem Umfeld hatte sich der Palästinenserpräsident aber vorgenommen, nicht ohne eine Einigung über einen Waffenstillstand abzureisen.

Scharon sagte in der Stadt Sderot an der Grenze zum Gazastreifen: "Eins ist klar: Wenn der Terror wieder beginnt, wird Israel alles Notwendige tun, um zu verhindern, dass Sderot, Siedlungen im westlichen Negev und im Gazastreifen angegriffen werden." Zum Zeichen der Solidarität mit den Einwohnern war das Kabinett zu seiner wöchentlichen Sitzung in Sderot zusammengekommen. Die Stadt ist regelmäßig Ziel von palästinensischen Angriffen mit selbst gebauten Kassam-Raketen. Dabei wurden bislang fünf Bewohner getötet.

(afp)
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