Gewalt in Israel eskaliert Hamas schwört Rache nach tödlichen israelischen Luftangriffen

Jerusalem · Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat die Koalition mit der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aufgekündigt. Dies teilte Lieberman selbst am Montag mit. Regierungschef Netanjahu verurteilt derweil scharf den Mord an einem jungen Palästinenser, den mutmaßlich Israelis verübt haben. Die Gefechte in Israel dauern an.

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Foto: AP

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat das Bündnis seiner ultrarechten Partei Israel Beitenu (Unser Haus Israel) mit dem regierenden Likud aufgekündigt. Hintergrund seien "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten" mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sagte Lieberman am Montag. Dennoch wolle seine Fraktion in der Koalition bleiben.

Mord löst Krawalle in Jerusalem aus
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Lieberman hat Netanjahus Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas als zu zögerlich kritisiert. Er fordert eine breite Militäroffensive in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer. "Die Realität, in der wir leben, mit Hunderten von Raketen, die eine Terrororganisation zur Verfügung hat und die jederzeit entscheiden kann, wann sie sie einsetzen will, ist unerträglich", sagte Lieberman. "Ich verstehe nicht, worauf wir warten."

Lieberman und Netanjahu hatten das Bündnis vor den Wahlen im Januar 2013 geschlossen. "Der Pakt hat bei den Wahlen und nach den Wahlen nicht funktioniert", sagte Lieberman. Nach dem Bruch bleiben dem Likud nur noch 20 von insgesamt 120 Mandaten im Parlament, Israel Beitenu verbleibt mit 11 Mandaten. Der Likud hat damit nur noch einen Sitz Vorsprung gegenüber der Zukunftspartei von Finanzminister Jair Lapid.

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Der neu aufgeflammte Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern eskaliert weiter. Nach israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen mit neun Toten schwor die radikalislamische Hamas am Montag Rache. Dagegen ging der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die Angehörigen des 16-jährigen Palästinensers Mohammed Abu Chdeir zu, der vergangene Woche offenbar von Israelis ermordet worden war. Das Verbrechen verurteilte er scharf.

Die Ermittler hatten am Sonntag sechs Verdächtige in dem Fall festgenommen. Der Mord an dem Jungen, der laut Autopsie bei lebendigem Leibe verbrannt war, hatte tagelange gewaltsame Proteste von Palästinensern ausgelöst. Gleichzeitig hatten radikale Kämpfer in den vergangenen Tagen nach israelischen Angaben mehr als 200 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Das israelische Militär reagierte mit Luftangriffen, auch am Sonntagabend und in der Nacht zum Montag wieder.

Ein Treffer in einem Tunnel tötete nach Darstellung der im Gazastreifen herrschenden Hamas sieben von deren Kämpfern. Zwei weitere Extremisten einer anderen Gruppe kamen bei einer anderen Attacke ums Leben, wie die radikalislamische Gruppe weiter erklärte.
Danach drohte sie: "Der Feind wird einen gewaltigen Preis bezahlen."

Das israelische Militär bestätigte Angriffe auf mindestens 14 Ziele am Sonntagabend und am frühen Montagmorgen, darunter verborgene Raketenabschussrampen. Es handele sich um eine Vergeltungsaktion für den jüngsten Raketenbeschuss. Allein am Sonntag seien 25 Geschosse auf Israel abgefeuert worden, in der Nacht dann noch einmal etwa ein Dutzend. Dabei sei ein Soldat verletzt worden.

Diese Raketenangriffe seien "unerträglich und inakzeptabel", sagte Militärsprecher Peter Lerner. "Wir werden weiter handeln, um die Terrorinfrastruktur der Hamas zu schwächen und außer Gefecht zu setzen, dabei treffen wir ihre Lagerhäuser, ihre Kapazitäten zum Raketenbau und alle, die die Unversehrtheit von Israelis im Süden des Landes gefährden."

Nach Militärangaben wurde am Montag auch eine israelische Patrouille in der Nähe des Grenzzauns zum Gazastreifen angegriffen. Möglicherweise sei dabei auch ein Granatwerfer eingesetzt worden. Verletzt worden sei niemand.

Begonnen hatte die jüngste Zuspitzung mit dem Verschwinden von drei israelischen Jugendlichen im Westjordanland am 12. Juni. Ihre Leichen waren vor einer Woche entdeckt worden. Israel macht die Hamas für ihren Tod verantwortlich. Kurz vor dem Begräbnis der drei Jungen war in Ostjerusalem die verkohlte Leiche des jungen Palästinensers Abu Chdeir entdeckt worden. Palästinenser hatten von Anfang an einen grausigen Racheakt von Israelis vermutet. Dem gehen nach der Festnahme der sechs jüdischen Verdächtigen nun auch die israelischen Ermittler nach.

Regierungschef Netanjahu sprach am Montagmorgen mit dem Vater von Abu Chdeir, wie sein Büro mitteilte. "Ich möchte meine Wut und die der Bürger Israels über den abscheulichen Mord an Ihrem Sohn ausdrücken", erklärte Netanjahu. "Wir haben sofort gehandelt, um die Mörder festzunehmen. Wir werden sie vor Gericht stellen, und sie werden nach allen Möglichkeiten des Rechts behandelt werden. Wir verurteilen jedes brutale Verhalten. Der Mord an Ihrem Sohn ist grauenhaft und kann von keinem menschlichen Wesen toleriert werden."

(REU)
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