Wafffenruhe gescheitert Israelischer Soldat von Hamas verschleppt

Gaza/Tel Aviv · Der 23-Jährige Hadar Goldin rückt in den Mittelpunkt des Gaza-Konflikts. Der israelische Soldat ist von militanten Islamisten verschleppt worden. Somit wird die humanitäre Waffenruhe zur Makulatur. Israel kündigt harte Gegenmaßnahmen an.

 Die israelische Armee hat Namen und Rang des Soldaten genannt, der am Freitag verschleppt worden war. Es handele sich um den 23-jährigen Leutnant Hadar Goldin.

Die israelische Armee hat Namen und Rang des Soldaten genannt, der am Freitag verschleppt worden war. Es handele sich um den 23-jährigen Leutnant Hadar Goldin.

Foto: dpa, axs

Ungeachtet einer humanitären Waffenruhe haben militante Palästinenser einen israelischen Soldaten verschleppt. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause am Freitag für gescheitert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte harte Gegenmaßnahmen an.

Der 23-jährige Leutnant fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Kommando der radikal-islamischen Hamas in die Hände, während seine Einheit mit Zerstörungsarbeiten an einem Tunnel beschäftigt war. Demnach erfolgte die Entführung anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA in der Nacht zuvor zwischen Israel und der Hamas vermittelt hatten.

Hamas bestätigt Entführung

Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bestätigten die Gefangennahme des Soldaten, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete. Die militanten Islamisten betonten aber zugleich, dass ihnen der Soldat bei Kämpfen eine Stunde vor Inkrafttreten der Waffenruhe in die Hände gefallen sei.

Den Angriff bei Rafah leitete ein Selbstmordattentäter ein, der sich in die Luft sprengte und dabei zwei israelische Soldaten mit in den Tod riss, bestätigte das Militär. Die israelische Führung ging davon aus, dass der Leutnant, der auch britischer Staatsbürger ist, von den Angreifern entführt wurde. Ein Lebenszeichen von ihm lag zunächst nicht vor.

Umfangreiche Suchaktion

Die israelische Armee leitete eine umfassende Suchaktion ein. Dabei flammten im Gebiet um Rafah neue Kämpfe auf. Wie der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mitteilte, wurden bei israelischen Angriffen 40 Palästinenser getötet und mehr als 200 verletzt. Militante aus dem Gazastreifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.

Israel erklärte die Waffenruhe im Anschluss an die Verschleppung für gescheitert. Die radikal-islamische Hamas und andere Gruppierungen müssten die Folgen ihrer Taten tragen, sagte Regierungschef Netanjahu nach Angaben seines Büros bei einem Telefonat mit US-Außenminister John Kerry. Der Hamas warf er vor, trotz ausdrücklicher Garantien an UN und USA die humanitäre Waffenruhe gebrochen zu haben.

UN-Vermittler Robert Serry, der am Zustandekommen der Waffenruhe maßgeblich beteiligt war, verwies auf die mutmaßliche Verantwortung der palästinensischen Seite. "Die UN sind nicht in der Lage, diese Berichte unabhängig zu bestätigen. Sollten sie sich aber bewahrheiten, würde dies eine schwere Verletzung des humanitären Waffenstillstands darstellen", hieß es in einer Erklärung Serrys.

Hunderttausende suchen Schutz bei der UN

Laut UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA ist die Lage der Zivilbevölkerung in dem blockierten und dicht besiedelten Küstengebiet katastrophal. Rund 230 000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. "Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen."

Die Waffenruhe war am Freitag 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft getreten und hätte 72 Stunden dauern sollen. Sie hätte den Menschen "eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt" bringen sollen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister Kerry.

Zugleich hätten in Ägypten sofortige Verhandlungen über eine dauerhafte Feuerpause beginnen sollen. Nach palästinensischen Medienberichten sagte allerdings Kairo die Gespräche unter Berufung auf das scheitern der humanitären Waffenruhe vorerst wieder ab.

Mehr Tote als 2009

Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums dort inzwischen mit rund 1460 höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009. Etwa 8400 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der palästinensische Sprecher Al-Kidra am Morgen mit.

Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste auf der eigenen Seite seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechstagekrieg von 1967. Nach israelischen Informationen handelt es sich bei mehreren hundert der palästinensischen Todesopfer um militante Kämpfer. Den Palästinensern zufolge sind mehr als zwei Drittel der Opfer Zivilisten.

Auf israelischer Seite wurden im Gaza-Krieg mindestens 63 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt.

(dpa)
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