Afghanistan Guttenberg warnt vor schnellem Abzug

Osnabrück (RPO). Nach der Afghanistan-Konferenz in Kabul hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) davor gewarnt, für den Abzug der Nato-Truppen ein Enddatum zu setzen. Für den möglichen Beginn des Rückzugs ab 2011 müssten "sehr klare und sehr harte" Vorbedingungen erfüllt sein.

Juli 2010: Guttenbergs Überraschungsbesuch in Kundus
15 Bilder

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Das sagte Guttenberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der deutsche Nato-General Egon Ramms bezeichnete die Abzugsdebatte als gefährlich.

Bei der Konferenz am Dienstag hatten die internationalen Teilnehmer das Ziel festgeschrieben, bis Ende 2014 die Sicherheitsverantwortung im Land vollständig an die afghanischen Sicherheitskräfte abzugeben. Die Frage des Abzugs der internationalen Truppen war offengeblieben. Die bisherige Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama sieht zunächst eine Aufstockung der Truppen vor, um dann ab 2011 schrittweise mit dem Abzug zu beginnen.

"Ein Abzug darf kein Selbstzweck sein, sondern er muss an das klare Erreichen von Zielen geknüpft sein", forderte Guttenberg. "Wir müssen ein Mindestmaß an Stabilität herstellen", sagte der Minister der Zeitung. "Wenn das erreicht ist, kann man mit einem Abzug beginnen, aber man sollte keine Enddaten für einen Abzug setzen, das wäre verheerend und dumm."

Auch der Befehlshaber des für Nato-Einsätze zuständigen Hauptquartiers im niederländischen Brunssum warnte vor der Festlegung auf Termine für den Truppenabzug. "Ich halte das Reden über Abzugsdaten für gefährlich", sagte der deutsche General Egon Ramms der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). "Wir liefern den Aufständischen damit Informationen, wie es um den psychischen Zustand in unserer Bevölkerung bestellt ist."

Ramms warnte zugleich vor einer falschen Darstellung der Lage in Afghanistan: "Das Bild, das in der Öffentlichkeit herrscht, unterscheidet sich deutlich von unserem eigenen", so Ramms. "Ich kann nur jeden warnen, hier mit politischem Wunschdenken an das Thema ranzugehen."

Guttenberg räumte Fehler der Politik im Umgang mit der Afghanistan-Frage ein: "Alle Politiker - mich eingeschlossen - haben teilweise Bilder gezeichnet und Ziele formuliert, die sich inzwischen als Illusion erwiesen haben", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ziel in Afghanistan könne heute nicht mehr die Einrichtung einer Westminsterdemokratie sein.

Der Verteidigungsminister zeigte auch Verständnis für die Strafanzeige der Mutter eines in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten. "Sie will natürlich Gewissheit, dass der Verlust wirklich unvermeidlich war", sagte Guttenberg. Die Trauer, der Schmerz und die Zweifel, die zurückblieben, könne "jeder Vater, jede Mutter aus vollem Herzen nachvollziehen". Die Mutter wirft der Bundeswehr schweres Versagen bei der Einsatzplanung vor. Ihr Sohn war am 2. April während eines Feuergefechts mit Taliban durch einen Sprengsatz getötet worden.

(AFP/born)
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