Schauprozess in China Gu Kailai droht Todesstrafe in Schnell-Prozess

Düsseldorf · In China ist nach wenigen Stunden der viel beachtete Prozess gegen die Frau des entmachteten Politikers Bo Xilai zu Ende gegangen. Gu Kailai wird die Ermordung eines britischen Geschäftsmanns vorgeworfen. Das Urteil folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Ihr droht die Todesstrafe.

Schauprozess gegen Politiker-Gattin in China
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Nach wenigen Stunden ist in China am Donnerstag der Mordprozess gegen die Ehefrau des in Ungnade gefallenen ehemaligen Spitzenpolitikers Bo Xilai zu Ende gegangen. Ein Vertreter des zuständigen Gerichts in Hefei im Osten des Landes sagte, Gus von den Justizbehörden gestellte Verteidigung habe der Mordanklage "nicht widersprochen". Das Urteil soll demnach zu einem späteren Zeitpunkt fallen.

In dem Prozess geht es um Mord durch Vergiftung. So lautete zumindest die Anklage. Für China ist es einer der größten Prozesse, der auch im Ausland mediale Beachtung findet. Die Volksrepublik will sich der Weltöffentlichkeit als rechtsstaatliches Land präsentieren.

Gu Kailai wird die Ermordung des britischen Geschäftsmannes Neil Heywood vorgeworfen. Zusammen mit ihrem Hausangestellten Zhang Xiaojun soll sie im vergangenen November in einem Luxushotel Heywood vergiftet haben.

Hintergrund der Tat: Nach Angaben der Ermittler gingen es Gu und ihrem Sohn um wirtschaftliche Konflikte mit dem Briten. Sie befürchtete offenbar, dass die finanzielle Sicherheit ihres Sohnes gefährdet sei. Der Student der renommierten Harvard University soll in diesem Jahr seinen Abschluss in den USA gemacht haben und sich immer noch dort aufhalten.

Im Vorfeld des Prozesses hatte sich Bo Guagua gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN geäußert. Bo Guagua teilte in einer bekannt gewordenen E-Mail mit, er habe vor dem Verfahren eine Zeugenaussage bei dem Verteidiger-Team seiner Mutter hinterlegt. Zum Inhalt dieser Aussage wurde jedoch vorerst nichts bekannt. Er glaube daran, dass in dem Verfahren "die Fakten für sich selbst sprechen" würden, erklärte Bo Guagua.

Beobachter rechnen mit einem schnellen Urteil, womöglich noch heute. Gu drohen bis zehn Jahre Haft oder die Todesstrafe. Staatsmedien versuchen, die Verhandlungen als Schauprozess für die Rechtsstaatlichkeit chinesischer Gerichte zu instrumentalisieren. "Seht her, unsere Gerichte trauen sich auch an die großen Fische", soll dies wohl bedeuten.

Kritiker glauben indes an einen rein politisch motivierten Prozess, um den im März dieses Jahres entmachteten Chef der Kommunistischen Parteien in der Region Chongqing, Xilai, politisch zu ruinieren. Viele Beobachter sehen in der Entmachtung Xilais und dem schillernden Kriminalfall um seine Frau eine Belastungsprobe für die Kommunistische Partei.

Gus Ehemann Bo war im April wegen eines nicht näher genannten Disziplinarvergehens aus dem Politbüro und dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden.

Die Affäre um den beliebten Politiker warf ein Schlaglicht auf interne Machtkämpfe in den höchsten Parteikreisen. Am 11. April verlor der charismatische Politiker seinen Sitz im Politbüro der Partei, während seine Frau am gleichen Tag unter Mordverdacht festgenommen wurde.

(nbe)
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