Urnengänge in der Bundesrepublik Große Wahlbeteiligung motiviert Deutsche zu helfen

Greifswald (rpo). In Deutschland beteiligten sich noch mehr Exil-Iraker an der Wahl als im weltweiten Durchschnitt. 95 Prozent der Stimmberechtigten gingen in der Bundesrepublik zu den Urnen, der internationale Schnitt lag bei 93,6 Prozent. Dieses Bekenntnis zur Demokratie motiviert die Deutschen, im Irak weiterhin Aufbauhilfe zu leisten. Gerade wissenschaftlichen Nachwuchs gelte es zu fördern.

Über 95 Prozent der in Deutschland registrierten irakischen Wähler haben sich an der seit Jahrzehnten ersten freien Wahl zur irakischen Nationalversammlung beteiligt. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gab am Montag in Berlin bekannt, weder bei der Wählerregistrierung noch bei der Stimmabgabe zwischen Freitag und Sonntag sei es zu Zwischenfällen gekommen. IOM-Berater Sadik al Biladi beschrieb die Stimmung bei der Wahl als festlich und befreit.

Nach der Parlamentswahl in Irak hat die EU ihre Bereitschaft zur Hilfe beim Wiederaufbau des Landes unterstrichen. "Kein Zweifel, das irakische Volk kann mit Unterstützung der Europäischen Union rechnen, damit der Prozess in die richtige Richtung läuft", sagte der EU-Außenbeauftragte Javier Solana am Montag in Brüssel. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer mahnte die internationale Gemeinschaft zur Zusammenarbeit an.

"Wir müssen zusammenarbeiten im gemeinsamen Interesse, egal wo man gestanden hat in der Frage, ob es richtig war, in den Krieg mit dem Irak einzutreten", sagte Fischer bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Die Entscheidung vieler Menschen, zur Wahl zu gehen, "verdient sehr große Anerkennung". Die Bundesregierung hoffe, "dass dieses Ergebnis jetzt zu einer Stabilisierung der Entwicklung auf demokratischer Grundlage im Irak beitragen kann".

Deutsche helfen im Irak

Deutsche Wissenschaftler helfen trotz der Anschläge beim Wiederaufbau ziviler medizinischer Strukturen im Irak. Wie die Universität Greifswald am Montag bekannt gab, findet unter der wissenschaftlichen Leitung ihres Instituts für Community Medicine vom 7. bis 16. Februar in der jordanischen Hauptstadt Amman eine Summer School statt, an der 20 irakische Ärzte und Naturwissenschaftler teilnehmen.

Ziel der Intensivschulung, an der auch Wissenschaftler der Universitäten Bremen und Frankfurt am Main mitwirken werden, sei Unterstützung beim Aufbau des Bereiches Epidemiologie nach internationalen Standards.

Die Summer School wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert, der vom Auswärtigen Amt Deutschlands im Rahmen des zivilen Wiederaufbaus beauftragt worden ist, im kriegszerstörten Irak Hochschul-Sonderprogramme einzurichten. Zusätzlich zu den Summer Schools wird seit Dezember 2004 bis 2006 ein Stipendienprogramm durchgeführt, über das rund 350 irakische Studierende und Wissenschaftler zu Bildungsaufenthalten nach Deutschland kommen können.

Anfang Dezember letzten Jahres sind den Angaben zufolge die ersten 18 irakischen Studenten aus den Fachbereichen Archäologie, Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sowie Medizin und öffentliche Gesundheit für dreijährige Studienaufenthalte in Deutschland eingetroffen.

Ausländer sterben im Irak

Im Irak sind bislang mindestens 232 Angestellte von Privatfirmen getötet worden, die für die US-Armee oder an Wiederaufbauprojekten arbeiteten. Diese Zahl nannte ein am Sonntag veröffentlichter Quartalsbericht des Generalinspekteurs für den Wiederaufbau im Irak an den US-Kongress. Für Firmen und Beschäftigte bestünden dort weiterhin große Risiken, hieß es.

Die Nationalitäten der Opfer wurden in dem Bericht nicht aufgeschlüsselt. Unter Berufung auf das Arbeitsministerium hieß es, im vierten Quartal 2004 sei die Zahl der getöteten US-Zivilbeschäftigten um 93 Prozent gestiegen. Pro Woche hätten sich durchschnittlich 22 Angriffe auf Firmen, Beschäftigte oder Projekte ereignet.

(ap)
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