Großbritanniens Ex-Außenminister Truss ernennt Jeremy Hunt zum neuen Finanzminister

London · Jeremy Hunt ist neuer britischer Finanzminister. Premierministerin Liz Truss ernannte den früheren Außen- und Gesundheitsminister am Freitag zum Nachfolger von Kwasi Kwarteng, den sie kurz zuvor gefeuert hatte.

 Jeremy Hunt ist neuer britischer Finanzminister (Archivbild).

Jeremy Hunt ist neuer britischer Finanzminister (Archivbild).

Foto: AFP/ADRIAN DENNIS

Hunt wird damit der vierte britische Finanzminister innerhalb eines Jahres. Der bisherige Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im britischen Parlament hatte sich im Sommer selbst um die Spitze der Konservativen Partei beworben, war aber nach wenigen Wahlgängen gescheitert. Während der Pandemie war der 55-Jährige einer der schärfsten Kritiker der Regierung.

Truss selbst lehnte es ab, zurückzutreten. Sie habe entschieden gehandelt und damit sichergestellt, dass das Land eine finanzielle Stabilität besitze. Truss sagte, sie werde immer im nationalen Interesse agieren. „Wir werden diesen Sturm überwinden.“

Zudem nahm Truss die erst kürzlich angekündigten Steuersenkungen teilweise wieder zurück. Es sei klar, dass Teile ihres sogenannten Mini-Budgets „weitergehend und schneller“ waren, als die Märkte erwartet hatten, sagte Truss bei einer Pressekonferenz in London am Freitag. „Wir müssen jetzt handeln, um die Märkte von unserer fiskalen Disziplin zu überzeugen“, so Truss weiter. Die Ankündigung massiver Steuersenkungen hatte zuvor zu Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt. Die Unternehmensteuer solle nun - wie von der Vorgängerregierung vorgesehen - doch erhöht werden, sagte Truss. An anderen Steuererleichterungen wollte sie zunächst festhalten.

Kwarteng war nach nur 38 Tagen im Amt gescheitert. Beobachter werten seine Entlassung als Versuch von Truss, ihre eigene politische Karriere zu retten. Die Regierungschefin steht nach nur gut fünf Wochen im Amt bereits unter heftiger Kritik. Ihre Wirtschaftspolitik gilt bereits als gescheitert: Noch am Freitag wurde eine enorme Kehrtwende erwartet. Truss und Kwarteng hatten weitreichende Steuersenkungen angekündigt, die allein auf Pump finanziert werden sollte. Daraufhin kam es zu heftigen Marktturbulenzen.

Hunt ist bekannt für seine Fauxpas. Slowenien bezeichnete er bei einem Besuch als ehemaligen Vasallenstaat der Sowjetunion. In China wollte er mit seiner von dort stammenden Frau beeindrucken, sagte aber versehentlich, sie sei aus Japan.

(felt/dpa)
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