Großbritannien Johnson bildet sein Kabinett in der Corona-Krise um

London · Als erster nimmt öffentlich der Bildungsminister seinen Hut und läutet ein Stühlerücken in der britischen Regierung ein. Auch der einflussreiche Außenminister Dominic Raab muss seinen bisherigen Posten verlassen.

 Großbritanniens Premierminister Boris Johnson auf dem Weg zum Parlament.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson auf dem Weg zum Parlament.

Foto: AP/Alberto Pezzali

Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach einer Reihe politischer Fehlentwicklungen mit dem Umbau seines Kabinetts begonnen. Das Büro Johnsons erklärte, der Premier werde „ein starkes und vereintes Team“ zusammenstellen, um eine bessere Erholung von der Pandemie zu bewerkstelligen.

Zu den größten Änderungen zählte die Entlassung von Außenminister Dominic Raab. Raab werde von nun an als Justizminister fungieren sowie als stellvertretender Premierminister, erklärte das Büro Johnsons.

Raab war bislang eine Schlüsselfigur in Johnsons Kabinett und stand für diesen ein, als der Premier im vergangenen Jahr wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt wurde. Scharf kritisiert wurde Raab dagegen für die Verzögerung seiner Rückreise aus einem Griechenland-Urlaub, während in Afghanistan die Taliban die Kontrolle übernahmen.

Die Regierung gab zudem bekannt, dass Justizminister Robert Buckland, Wohnungsbauminister Robert Jenrick und Bildungsminister Gavin Williamson ihre Posten verlassen haben.

Williamson bestätigte als erster seine Entlassung. Bei Twitter erklärte er, es sei ein Privileg gewesen, seit 2019 als Bildungsminister zu dienen. Er freue sich darauf, den Premierminister und die Regierung weiterhin zu unterstützen.

In die Kritik geraten war der Minister für seinen Umgang mit der Pandemie, in der die Schulen lange geschlossen waren, es zu raschen Politikwechseln kam und wichtige Prüfungen für die Zulassung zu Universitäten ausfielen.

Williamson entschuldigte sich zudem für den „echten Fehler“, zwei schwarze Athleten verwechselt zu haben - den Fußballstar Marcus Rashford und den Rugby-Spieler Maro Itoje. Beide werben für mehr Hilfen der Regierung für arme Kinder. Williamson sagte einer Zeitung, er habe sich via Zoom mit Rashford unterhalten, tatsächlich sprach er mit Itoje.

Johnson hatte bereits nach seinem Wahlsieg im Dezember 2019 für beachtliches Stühlerücken in der Regierung gesorgt und Abgeordnete kaltgestellt, die es an Unterstützung für den Brexit-Kurs hatten mangeln lassen. Zurück blieb ein Führungsteam aus starken Brexit-Befürwortern, doch einige ambitionierte und kompetente Abgeordnete schieden aus der Regierungsarbeit aus.

Gegner von Johnsons konservativer Regierung sagen, dieser Mangel an Tiefe habe sich gezeigt, als Großbritannien mit dem Nachbeben des Brexit in Kombination mit der Gesundheitskrise und den wirtschaftlichen Problemen in Folge der Corona-Pandemie konfrontiert wurde.

(ala/dpa)
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