Kämpfe in Aleppo Granate tötet elf Menschen vor Bäckerei

Damaskus/Beirut · Während US-Außenministerin Hillary Clinton am Samstag in Istanbul mit der türkischen Führung den Syrien-Konflikt erörtert, hat in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo eine Granate mindestens elf Menschen getötet, die sich vor einer Bäckerei um Brot angestellt hatten. Die USA verhängen derweil weitere Sanktionen gegen Syrien.

Die wichtigsten Gruppierungen der syrischen Opposition
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Foto: dapd, Mohammad Hannon

Zahlreiche Menschen sind am Freitag bei neuen Kämpfen in der nordsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo getötet worden. Allein durch Artillerie-Feuer auf eine Bäckerei im Stadtteil Tarik al-Bab im Osten der Stadt wurden ein dutzend Menschen getötet, wie AFP-Reporter berichteten. Mindestens drei Kinder waren unter den Toten, etwa zwanzig weitere Menschen wurden verletzt. Die Bäckerei wurde von Artillerie-Geschossen getroffen, als sich gerade eine lange Warteschlange von Kunden vor dem Geschäft gebildet hatte.

Ein Student erlitt nach Angaben der oppositionellen Beobachtungsstelle für Menschenrechte einen tödlichen Kopfschuss, als die Armee in Aleppo gewaltsam eine Demonstration von Regierungsgegnern auflöste. Der junge Mann sei im Viertel Halab-Dschdide von einer Kugel der Armee tödlich getroffen worden, drei weitere Demonstranten seien verletzt worden, berichtete die in London ansässige Beobachtungsstelle. Aus mehreren weiteren Ortschaften im Zentrum und im Osten des Landes meldeten Aktivisten weitere kleinere Demonstrationen.

Von unabhängiger Seite konnte dies wegen der Kriegsumstände in der Stadt nicht bestätigt werden. Auch die Herkunft der tödlichen Granate war zunächst unklar. Allerdings verfügen hauptsächlich die Regierungstruppen über Artilleriewaffen. Die Aufständischen hatten zuletzt eine geringere Zahl davon bei ihren Vorstößen in Aleppo erbeutet.

Unterdessen hat die syrische Armee nach eigenen Angaben einen Angriff der Aufständischen auf den internationalen Flughafen von Aleppo zurückgeschlagen. Die "meisten" der Angreifer seien getötet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Sana am Freitag. Ein Kommandeur der oppositionellen Freien Syrischen Armee bestätigte den Angriff, machte aber keine Angaben zu Einzelheiten.

Clinton in der Türkei

US-Außenministerin Hillary Clinton erörtert am Samstag in Istanbul mit der türkischen Führung den Syrien-Konflikt. Dabei dürfte es vor allem um verschärfte Strafmaßnahmen gegen Damaskus gehen. Es wird erwartet, dass Clinton eine zusätzliche Hilfe für syrische Flüchtlinge in Höhe von 5,5 Millionen Dollar bekannt geben wird. In der Türkei halten sich derzeit mehr als 50.000 Flüchtlinge aus Syrien auf. Ankara und Washington treten für den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ein und unterstützen die bewaffneten syrischen Rebellen. Zu Clintons Gesprächspartnern gehören Präsident Abdullah Gül, Regierungschef Recep Tayyip Erdoganund Außenminister Ahmet Davotuglu.

Weitere Sanktionen

Derweil hat die US-Regierung am Freitag weitere Sanktionen gegen die syrische Ölindustrie sowie gegen die radikalislamische Hisbollah verhängt. Mit den weitgehend symbolischen Strafmaßnahmen will Washington Beobachtern zufolge vor allem dem Einfluss des Irans im syrischen Bürgerkrieg entgegenwirken. Geschäfte mit dem staatlichen Unternehmen Sytrol sowie mit der von den USA als Terrorgruppe eingestuften Hisbollah sind US-Bürgern bereits aufgrund bestehender Sanktionen seit vielen Jahren verboten.

Sytrol habe im April Benzin im Wert von 36 Millionen Dollar (29 Millionen Euro) an Teheran geliefert, erklärte das Außenministerium in Washington. Zugleich habe der Iran die syrischen Streitkräfte bei ihren schweren Menschenrechtsverstößen "aktiv beraten, versorgt und unterstützt", sagte Ministeriumssprecher Patrick Ventrell. Das US-Finanzministerium warf unterdessen der Hisbollah die "Ausbildung, Beratung und umfassende logistische Unterstützung der syrischen Regierung bei ihrem zunehmend skrupellosen Kampf gegen die Opposition" vor.

(dpa/AFP/dapd)
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