Zwischenfälle im Golf von Oman Tanker von deutscher Reederei nach Angriff in Not

Manama · Seit Wochen wachsen am Golf die Spannungen mit dem Iran. Schon vor vier Wochen wurden von dort Sabotageakte gegen Tanker gemeldet. Nun trifft es Schiffe von Reedereien aus Deutschland und Norwegen.

 Der norwegische Tanke „Front Altair“ ist im Oman gesunken.

Der norwegische Tanke „Front Altair“ ist im Oman gesunken.

Foto: dpa/Patrick Vereecke

Zwei mutmaßliche Angriffe auf Tanker vor der Küste des Iran haben international für Besorgnis gesorgt und die Ölpreise in die Höhe schießen lassen. Die beiden Schiffe im Golf von Oman setzten am Donnerstagmorgen Notrufe ab und wurden evakuiert. Teheran bezeichnete die "Angriffe" auf die Schiffe mit "Verbindungen zu Japan" als verdächtig, da sie sich während eines Besuchs des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe ereigneten.

Die Fünfte US-Flotte meldete am Morgen zunächst, zwei Tanker hätten im Golf von Oman nach einem "Angriff" Notrufe abgesetzt. Die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete, die Tanker seien in einen Unfall verwickelt gewesen und in Brand geraten. Die iranische Marine habe "44 Matrosen der zwei ausländischen Öltanker" in den iranischen Hafen Bandar-e-Dschask gebracht.

Die norwegische Seefahrtsbehörde teilte später mit, es habe um 06.03 Uhr an Bord des norwegischen Tankers "Front Altair" drei Explosionen gegeben. Es sei niemand verletzt worden, doch stehe das Schiff in Flammen, Rettungskräfte seien im Einsatz. Obwohl der Hintergrund der "Angriffe" noch unklar sei, empfahl die norwegische Behörde allen Schiffen, die Gewässer vor der Küste des Iran vorläufig zu meiden.

Bei dem zweiten Tanker handelt es sich um die "Kokuka Courageous" der japanischen Firma Kokuka Sangyo Ltd. Deren Chef bestätigte, dass die 21-köpfige Besatzung gerettet worden sei. Laut der Hamburger Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM), die das Schiff betrieb, wurden die Crew-Mitglieder von einem vorbeifahrenden Schiff aufgenommen. Das Schiff drohe nicht zu sinken, hieß es.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nannte die Angriffe auf die Tanker mit "Verbindungen zu Japan" äußerst verdächtig. Sie hätten sich während "freundschaftlicher Gespräche" des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe und Irans geistlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei ereignet, schrieb Sarif auf Twitter. Abe bemüht sich derzeit in Teheran um Vermittlung im Konflikt zwischen dem Iran und den USA.

Das iranische Staatsfernsehen zeigte Bilder einer schwarzen Rauchwolke über einem der Tanker sowie riesige Flammen auf der Meeresoberfläche. Der norwegische Eigentümer der "Front Altair" dementierte einen Bericht der Nachrichtenagentur Irna, wonach das Schiff gesunken sei. Dies sei nicht der Fall und alle 23 Besatzungsmitglieder seien "in Sicherheit", erklärte Frontline-Chef Robert Hvide Macleod.

Die Angriffe auf die Tanker erfolgen einen Monat nach "Sabotageakten" gegen vier Schiffe vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate. Saudi-Arabien machte damals den Iran dafür verantwortlich, auch die US-Regierung wies später auf Teheran als mutmaßlichen Verantwortlichen. Der Iran wies jede Verwicklung in die Vorfälle zurück, ein Beweis für die Täterschaft des Iran wurde bislang nicht vorgelegt.

Die "Sabotageakte" gegen die Schiffen heizten die Spannungen mit den USA weiter an, die Anfang Mai unter Verweis auf eine nicht näher genannte Bedrohung durch den Iran ihre Truppen in der Golfregion deutlich verstärkt hatten.

Unmittelbar nach dem neuen Vorfall am Donnerstag stieg der Ölpreis um vier Prozent. Ein großer Teil des weltweiten Öltransports läuft durch den Persischen Golf, die Straße von Hormus und den Golf von Oman.

Die Europäische Union rief in einer ersten Reaktion auf die Angriffe zu "maximaler Zurückhaltung" auf. Es müssten alle "Provokationen" vermieden werden, um eine weitere Destabilisierung der Region zu verhindern, sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.

Laut der Nachrichtenagentur Irna war die "Kokuka Courageous" mit einer Ladung Methanol aus einem saudiarabischen Hafen auf dem Weg nach Singapur. Die "Front Altair" hatte demnach Ethanol aus Katar an Bord und wollte nach Taiwan.

(felt/jms/AFP)
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