Welche Rolle soziale Medien und Livestreams spielen Gewalt in Kiew: Die Welt ist per Webcam live dabei

Kiew · Es war die blutigste Nacht in der jüngeren Geschichte der Ukraine, Bilder von brennenden Barrikaden, Schwerverletzten, Steinewürfen gingen um die Welt. Und das vermehrt über soziale Netzwerke oder Livestreams. Man kann jede Minute des Protestes live mitverfolgen – mit all seinen blutigen Details.

 Auf dem Bild ist links die Leinwand mit den Bildern der brennenden Barrikaden zu sehen.

Auf dem Bild ist links die Leinwand mit den Bildern der brennenden Barrikaden zu sehen.

Foto: dpa, af jak

Es war die blutigste Nacht in der jüngeren Geschichte der Ukraine, Bilder von brennenden Barrikaden, Schwerverletzten, Steinewürfen gingen um die Welt. Und das vermehrt über soziale Netzwerke oder Livestreams. Man kann jede Minute des Protestes live mitverfolgen — mit all seinen blutigen Details.

25 Tote, Dutzende Verletzte in der Nacht zum Mittwoch. Und auch am Tag nach der Eskalation kommt der Maidan, der zentrale Platz in der Hauptstadt Kiew nicht zur Ruhe. Dicke Rauchsäulen sind über dem Platz zu sehen, das Gewerkschaftsgebäude, die Zentrale der Opposition, brennt noch immer. Und auf dem Platz selbst sind deutlich die Spuren der vergangenen Nacht zu sehen.

Dutzende Bilder dieser Art senden Journalisten, Oppositionelle oder ganz normale Beobachter der Geschehnisse über soziale Netzwerke wie Facebook und vor allem Twitter über den Hashtag #euromaidan. Da ist deutlich zu sehen, wie sehr das Gewerkschaftsgebäude in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Das Haus der Gewerkschaften - bis gestern Zentrale von #Klitschko #Jazenjuk nach der Blutnacht auf #euromaidan pic.twitter.com/GIhlGwTund

Da werden Bilder gezeigt vom Maidan am Morgen nach den Straßenschlachten.

Und hier die andere Hälfte des abgebrannten Maidan. #Ukraine #Kiew pic.twitter.com/eNYVjkjMfD

Dazwischen werden immer wieder Videos direkt von vor Ort getwittert oder auch bei Youtube eingestellt. Bilder von Patronen, medizinischem Personal in einer Kirche oder schlafenden Polizisten und Demonstranten ergänzen das Bild.

#Kiev - troops sleep with helmets by their sides outside shopping centre above #Euromaidan. pic.twitter.com/aCEY1g9Cpx

Zwischendurch sind die blutigen Folgen der Straßenschlachten zu sehen: Verletzte Menschen mit blutigen Gesichtern, mitunter hart am Rande des Erträglichen. Rund um die Uhr wird die Welt über jedes Detail der Proteste informiert. Und das nicht nur via sozialer Netzwerke, sonder auch über die Webcams, die über dem Platz angebracht sind.

Wer sich minütlich informieren will, was gerade auf dem Platz geschieht, kann dies über Livestreams, die im Netz angeboten werden. Das Internet spielt somit auch bei den Protesten in der Ukraine eine immer wichtigere Rolle — so wie es einst etwa auch in Ägypten oder Libyen der Fall war während des Arabischen Frühlings oder auch jetzt noch in Syrien.

Für die Revolutionäre in diesen Staaten war das Netz eine wichtige Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge zu zeigen statt der Propaganda des Staates. Das war umso wichtiger, als etwa in Syrien zunächst nur selten Reporter in das Land kommen konnten, um unabhängig zu berichten. Nachprüfen freilich konnte man die zig Tausend Videos und Bilder, die ins Netz gestellt werden, kaum.

Eine Leinwand auf dem Platz zeigt brennende Barrikaden

In der Ukraine ist es anders: Dort sind Dutzende Journalisten vor Ort, versorgen ihre Zeitungen oder Fernsehstationen mit den neuesten Nachrichten. Über Twitter aber geht es schneller, zumal in solchen Tagen fast minütlich Neues geschieht.

Doch nicht nur außerhalb der Ukraine, sondern auch auf dem Maidan selbst werden die Protestierenden ständig über die Geschehnisse ringsum informiert. Riesige Leinwände wie etwa am Gewerkschaftshaus haben wochenlang die Reden etwa von Oppositionsführer Vitali Klitschko übertragen, damit diese auch bis in die letzte Ecke des Platzes vordrangen.

In der Nacht zum Mittwoch dann zeigte die Leinwand in Nahaufnahme die brennenden Barrikaden auf dem Platz, nur wenige Meter neben eben jenen Barrikaden. Am Morgen allerdings lieferte die Leinwand keine Bilder mehr — sie ist offenbar ebenfalls durch die Flammen am Gewerkschaftshaus in Mitleidenschaft gezogen worden.

(das)
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