China Gestürzter Parteichef Zhao Ziyang gestorben

Peking (rpo). Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens war Zhao Ziyang gestürzt worden, weil er Sympathien für die Demonstranten zeigte. Seitdem lebte er unter Hausarrest. Jetzt ist der frühere chinesische Parteichef im Alter von 85 Jahren gestorben.

Zhao Ziyang ist am Montag in einem Pekinger Krankenhaus gestorben. Der 85-Jährige litt nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua an Herz-Kreislauf-Problemen. Zhao, der die letzten 15 Jahre unter Hausarrest stand, brachte in den 80er Jahren tief greifende Wirtschaftsreformen auf den Weg.

Chinesische Dissidenten würdigten den Verstorbenen. "Zhao stand für die Mitglieder der chinesischen kommunistischen Partei mit einem Gewissen", sagte der frühere Studentenführer Wang Dan. Zhao war zuletzt am 19. Mai 1989 in der Öffentlichkeit gesehen worden. Damals suchte er die demonstrierenden Studenten auf, die auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking ausharrten. "Ich bin zu spät gekommen", sagte er unter Tränen. Zwei Wochen später schlug das chinesische Militär die Demokratiebewegung nieder; hunderte, vielleicht tausende von Menschen wurden getötet. Seitdem stand Zhao unter Hausarrest.

Die chinesische Regierung vermeldete seinen Tod lediglich über die Agentur Xinhua, in Fernsehnachrichten wurde er zunächst nicht vermeldet. Die Polizei hinderte Reporter daran, die Straße zu der Villa Zhaos in Peking zu betreten. Menschenrechtler Frank Lu berichtete nach einem Telefonat mit Zhaos Tochter, der 85-Jährige sei friedlich eingeschlafen, seine Familie sei bei ihm gewesen.

"Brachte Kapitalismus nach China"

Der Protegé von Deng Xiaoping war bereits während der Kulturrevolution vorübergehend in Ungnade gefallen. In den 70er Jahren machte er sich als Gouverneur der Provinz Sichuan einen Namen, wo er mit einer pragmatischen Politik die landwirtschaftliche Produktion ankurbelte. 1980 holte Deng ihn nach Peking ins Politbüro der KP und machte ihn kurze Zeit danach zum Regierungschef, um sein Modernisierungsprogramm umzusetzen. "Er brachte den Kapitalismus nach China", sagte David Shambaugh von der Universität Washington.

1987 rückte Zhao als Nachfolger von Hu Yaobang Vorsitzender an die Spitze der Kommunistischen Partei. Während der Studentenunruhen plädierte Zhao für Kompromisse und zeigte Sympathie für einige Forderungen. Doch konnte er sich nicht gegen seine vom damaligen Regierungschef Li Peng angeführten Gegner durchsetzen, die ihn schließlich entmachteten.

Nach Zhaos Sturz stieg ein anderer, bis dahin kaum bekannter Politiker an die Spitze der chinesischen KP und des Militärapparats auf: der frühere Bürgermeister von Schanghai, Jiang Zemin. Jiang führte China 13 Jahre lang und trat 2002 als Parteiführer zurück.

(ap)
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